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(Philippinen/USA 1968) Regie: Eddie Romero Drehbuch: Reuben Canoy Musik: Tito Arevalo Darsteller: John Ashley, Angelique Pettyjohn, Ronald Remy
Ihr mögt mich jetzt für extrem dumm halten, aber ich habe den vorliegenden Film immer mit dem viel bekannteren „Night of the bloody apes“ (Mexico 1968) und/oder seinem Sequel „Beast of Blood“ (1970) verwechselt. Das Problem hierzulande ist nämlich bekannterweise, dass der mexikanische oder philippinische Film so gut wie keine Verbreitung fand/findet und ich meine sämtlichen Infos bisher immer aus US-Büchern, Artikeln aus Fangoria und Co. oder diversen Trailercompilations beziehen musste und da tendieren all diese „Monster auf einer tropischen Insel“-Filme schon dazu miteinander zu verschmelzen. Im Zuge unseres Science-Fiction-Horror-Specials habe ich mich nun also dazu entschlossen, all die in den letzten Jahren in dieser Richtung zusammengeklaubten seltsamen US-DVDs (in Deutschland gibts ja nix und englische Versionen sind zumeist geschnitten) mal so nach und nach zu sichten und – Überraschung – musste dann heute feststellen, dass ich im Gegensatz zum erwarteten Billigschund, einen fast schon richtungsweisenden Genrevertreter im Player hatte.
...wer jetzt einen 60er Jahre Schnitt erwartet wird verblüfft sein, denn die Angegriffene sinkt mit deutlichen Wunden versehen langsam zu Boden und der Grünling hackt weiter auf sie ein. Die Szene kommt, speziell in Hinsicht auf ihr Entstehungsjahr, erfreulich selbstzweckhaft und gewaltverherrlichend rüber und die schicke Dschungelatmosphäre tut ein Übriges, um den Rezensenten mit einem unerwarteten Lächeln in den Vorspann zu geleiten (der übrigens einen gravierenden Anschlußfehler enthält), nach dem wir nun unsere Protagonisten kennen lernen, die sich auf einem Boot dem sogenannten „Blood Island“ nähern.
Verblüffend, aber dieses kleine philippinische Exploitationfilmchen gibt sich in Sachen Drehbuch und Figurenaufbau mehr Mühe, als das Meiste, was uns so blockbustermässig in den letzten Jahren immer wieder um Augen und Ohren gehauen wird. Natürlich haben wir es hier nicht mit einem „Godfather“ oder „Citizen Kane“ zu tun, aber die grundsätzlich absurde Geschichte, um ein Experiment, dass dazu führt, dass sich Menschen in Pflanzenwesen mit dem Verlangen andere Menschen zu verstümmeln verwandeln, ist mit gerade so viel Ernsthaftigkeit inszeniert, dass sie nie komplett ins Lächerliche abgleitet.
Aber mal ganz ernsthaft, so schön das ist mal ausnahmsweise in einem Horrorfilm auch mal eine vernünftige und nachvollziehbare Geschichte geboten zu bekommen, das ist ja nun nicht wirklich der Grund, warum man sich damals in eine Bahnhofskino oder ein Grindhouse begeben hat. Keine Angst, auch in anderen Bereichen liefert „Mad Doctor of Blood Island“ überdurchschnittliche Leistungen. Wie bereits eingangs erwähnt, erweist sich der Film in einigen Momenten als nahezu richtungsweisend für das Genrekino der folgenden Jahre/Jahrzehnte.
Ebenso gibt es aber zum Beispiel auch schon Visionen des kommenden Kannibalenfilmgenres, das ja erst 4 Jahre später mit Umberto Lenzis „Man from Deep River“ (Mondo Cannibale) „erfunden“ werden sollte. So dürfen unsere Helden und –innen einer Eingeborenen-Zermonie beiwohnen, die zuerst mit einigen – deutlich die Lambada-Welle der frühen 90er vorweg nehmenden – Tanzritualen beginnt und dann damit endet dass eine Ziege und mehrere Schweine geschlachtet werden. Im Gegensatz zu den späteren italienischen Schweinigeleien verläßt sich Romero hier allerdings auf geschickte Filmtechnik und ein paar Bluteffekte, anstatt tatsächlich Tiere dem Gott des Mammon zu opfern. Zusätzlich ist die Inszenierung und der Schnitt dermaßen gut gelungen, dass selbst ich mehrmals zurückspulen musste um diesen Pluspunkt guten Gewissens anmerken zu können.
Generell ist der Film auch in seinen technischen Aspekten in den meisten Bereichen sehr ansehnlich, wenn man mal davon absieht, dass einige Außenaufnahmen in Sachen Helligkeitswerten etwas zu wünschen übrig lassen und ein paar der Feuereffekte im Finale eher billig und offensichtlich getrickst herüberkommen. Die Schauspieler sind offensichtlich mit dem Herzen bei der Sache und hauchen ihren Figuren Leben ein, die vielen Splatterszenen sind – wie bereits mehrfach erwähnt – wirklich klasse und die Geschichte hat genug Irrungen und Wirrungen um den Zuschauer unterhaltsam über die 85 Minuten Laufzeit zu bringen. Dazu trägt übrigens auch die überraschend effektive und vielseitige Musik von Tito Arevalo bei, die ihr diesem Youtube-Video als Suite geniessen könnt.
dia
[1] Hey, bei Jason fragt ihr auch nicht nach dem „Wie?“)
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Aber beginnen wir mal ganz von vorne. Bereits bevor noch der erste Credit über den Bildschirm flackert machen wir Bekanntschaft mit einem komplett nackten Mädchen, dass durch den Dschungel läuft und dabei von etwas verfolgt wird, dass einem Fulci-Zombie verblüffend ähnlich sieht – allerdings mit grüner statt brauner Gesichtspizza – und sich auch als ähnlich mobil erweist. Der Bündnis90-Zombie (sorry, couldn´t resist) holt das Mädel mit der Kleiderallergie auch ein
Da ist zuerst einmal der junge amerikanische Antropologe Bill Foster (B-Movie Ikone
Selbst eine Figur wie der titelgebende verrückte Wissenschaftler Dr. Lorca (
Offensichtlich beginnt das schon einmal beim Grad der dargestellten Gewalt. Die Chlorophylmonster des philippinischen Herrn Romero, sind den damals noch schwarz-weißen Zombies seines US-Namensvetters um einiges vorraus und neigen dazu ihre wehrlosen Opfer in Stücke zu zerreissen, was einerseits sehr deutlich (und mit verblüffend guten Effekten) dargestellt wird auf der anderen Seite aber tatsächlich auch verdammt gut gefilmt und geschnitten ist, so dass es immer noch als Schockmoment funktioniert und nicht in in die langweiligen Matschorgien eines, zu dieser Zeit ebenfalls aktiven, Herschell Gordon Lewis abgleitet. Wenn ein künstlicher Kopf zu künstlich aussieht, dann wird er halt im Hintergrund präsentiert, während im Vordergrund des Bildes eine verstümmelte Leiche zu sehen ist.
Als Drittes ist der Film auch noch voller eindeutig sexueller Untertöne, was natürlich schon mit den offensichtlichen Nacktszenen beginnt, sich aber auch - in meist ernsthaften und nachvollziehbaren Dialogen – durch den gesamten Film zieht. So wird zum Beispiel die Blutgier der chlorophylisierten Monster mit sexueller Repression in Verbindung gebracht und einer der weiblichen Nebencharaktere schwärmt davon, dass sie es niemals vergessen hat, wie sie ihr Vater im Alter von 14 Jahren in die Freuden der körperlichen Liebe eingeführt hat. Das ist schon recht harter Stoff, bei dem einem das Feierabendbier icht mehr so recht schmecken will.
Das es sich bei „Mad Doctor of Blood Island“ um den Mittelteil einer Trilogie handelt fällt nicht wirklich auf. Der erste Teil, „Brides of Blood“ (ebenfalls 1968) liegt mir allerdings nicht vor, macht aber in Sachen Geschichte doch eher den Eindruck genau die selben Punkte abzuhandeln. So kommt dort
Ich bin auf alle Fälle jetzt angefixt in Sachen philippinischer Horror und kann jedem Leser nur empfehlen Ausschau nach diesen Köstlichkeiten zu halten. Man sollte sich halt nur bewusst sein, dass diese Werke nur in US-Fassungen (dass heisst mit Regionalcode 1 versehen) erhältlich sind. Aber vielleicht kann ja eines unserer Kleilabels sich mal damit beschäftigen...Wicked, Anolis, Turbine...wer traut sich?







