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(USA 2020)

Regie / Drehbuch: Will Wernick

Darsteller: Keegan Allen, Holland Roden, Ronen Rubinstein, Denzel Whitaker

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„Don´t trust russians.“


Der Social-Media-Star Cole (Keegan Allen) und 5 seiner Freunde unternehmen, zum zehnjährigen Jubiläum seiner Netzpräsenz, einen Trip nach Moskau, um dort an einer ganz speziellen Escape-Room-Experience teilzunehmen.

follow 001„Follow Me“ ist sozusagen ein Elevator-Pitch-Film, aber das muss ja nicht grundsätzlich schlecht sein, wie Klassiker wie „Forscher finden auf einer Insel einen Riesenaffen und bringen ihn nach New York“ oder „Ein maskierter Killer geht in dem Städtchen Haddonfield zu Halloween um“ bewiesen haben. Ob der Film von Will Wernick, der sich bereits 2017 in seinem Werk „Escape Room“ dem Thema „Escape Room“ gewidmet hat, diesen Status erreichen wird, kann man sicher bezweifeln.

Das soll jetzt natürlich nicht heissen, dass der Film schlecht ist, ganz im Gegenteil entpuppt er sich als viel unterhaltsamer als erwartet, was – zumindest in Teilen – auch an seiner Struktur liegt. „Follow Me“ gliedert sich nämlich in drei, ziemlich genau 30 Minuten lange Teile, die dafür sorgen, dass man als Zuschauer dran bleibt.

follow 009Im ersten Drittel lernen wir somit unsere Helden während ihrer Entdeckungsreise durch Moskau kennen. Besonders interesssant ist es hier, wie geschickt Wernick mit dem kleinen Budget arbeitet und deutlich erkennbare Stock-Footage-Aufnahmen mit Shots der Darsteller in Moskauähnlichen Orten und Kulissen kombiniert. Einzig und alleine bei einer eher mittelmäßigen Greenscreen-Szene fällt auf, dass das Filmteam – falls überhaupt – nur wenig Zeit in der russischen Haupstadt (und dann natürlich ohne die Darsteller) verbracht hat.

Diese einführenden Minuten haben sich ja auch schon bei Filmen wie „Hostel“, „Touristas“ oder „Ruins“ durchaus bewährt, aber wie auch in diesen Werken, gelingt es nicht wirklich, dass man als Zuschauer Sympathie für die Hauptfigur entwickelt. Es mag natürlich an meinem fortgeschrittenen Alter liegen, aber für mich ist Cole – aus dessen Sicht der GESAMTE Film erzählt wird – einfach nur ein selbstverliebter, likegeiler und untalentierter Mitzwanziger, dessen einzige kreative Ader ist, dass er seine Netzvideos zumindest im Querformat produziert.

follow 008Dass er dazu noch aussieht wie Luke Mockridge macht ihn mir nicht unbedingt sympathischer.

Bei seinen Freunden verhält es sich ähnlich, wobei hier natürlich auch das Problem besteht, dass sie zwar als Figuren im Film mitwirken, aber keine wirklichen Charaktere sind, sondern nur als Plotpoints für den zweiten und dritten Teil funktionieren müssen.

In der mittleren „Episode“ des Filmes betreten unsere Helden dann also den Escape-Room und hier wird es dann auch tasächlich überraschend. Nicht nur, dass diese Sequenz mit einer erstaunlich brutalen Splatterszene beginnt, diese 30 Minuten sind tatsächlich richtig spannend, selbst wenn eines der Rätsel – was sogar im Dialog erwähnt wird – aus „Die Hard 3“ stammt. Hier kommen Erinnerungen an die „Saw-Serie“ hoch.

follow 006Nachdem unsere Helden das nun überstanden haben gibt es einen kleinen – vorhersehbaren – Plottwist und wir befinden uns in der zweiten Hälfte von „Hostel“. Hier bietet „Follow Me“ solides Spannungskino mit ein paar – glücklicherweise eher angedeuteten – Folterszenen, bevor er dann mit einem, zumindest als solchem geplanten, Knalleffekt endet.

Technisch gesehen ist „Follow Me“ durchaus ansprechend inszeniert und vermeidet geschickt die gräßliche Digitaloptik vieler B-Movies heutiger Zeit. Auch die Schauspieler bleiben, bei dem wenigen das sie zu tun haben, recht überzeugend und der Film hat einige wirkungsvolle Spannungsszenen zu bieten, die das Durchschnittspublikum durchaus zufrieden stellen werden.

follow 002Allerdings bin ich, wie bereits erwähnt, altersmäßig natürlich nicht die Zielgruppe dieses kleinen Schockers. Ich habe einfach schon zu viel gesehen und bekanntermaßen einen eher zynischen Blick auf die Generation Youtube (obwohl ich sie auf unserem Youtube-Channel natürlich bediene).

Trotzdem hat mich „Follow Me“ in all seiner Simplizität und Vorhersehbarkeit einigermaßen gut unterhalten und ich kann mir gut vorstellen, dass der Film im Kino mit einer Menge von Twentysomethings eine Menge Spaß macht.

Denen fällt dann auch nicht auf, dass man hier – um einem harten Rating vorzubeugen – nur einmal direkte Gewalteinwirkung zeigt, in Bezug auf Schimpfwörter geschickt die Bremse gezogen hat und eine nackte Männerleiche keine Genitalien aufweist. Die Ähnlichkeit des Hauptdarstellers mit dem Comedian aus Köln dürfte bei jungen deutschen Zuschauern sogar positiv wirken.

follow 011Zusätzlich kann man hier der Corona-Krise sehr dankbar sein, dass sie dafür sorgt, dass auch solche B-Movies mal wieder die großen Leinwände erreichen, weil die momentan nicht durch Helden in Spandex blockiert sind. Denn das ist es, was ich am meisten in der momentanen Kinosituation vermisse. Die Möglichkeit auch mal einfaches Exploitationkino so zu sehen, wie es geplant war. Ich stamme schließlich aus einer Zeit, in der man Filme wie „Nackt und zerfleischt“, „Delta Force“ oder auch „Airplane“ noch auf der Leinwand entdecken konnte.

CAPELIGHT-Pictures bringt „Follow Me“ dementsprechend ab dem 13. August in die deutschen Kinos und vielleicht ist das ja für Euch eines der Kinoerlebnisse von denen ihr in 30 oder 40 Jahren noch schwärmen werdet. Gebt ihm ne Chance, denn wie hieß es noch so schön in den 80ern:



„Im Kino hat man mehr vom Film“.

dia

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