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Dr. Zyklop

(USA 1940)

Regie: Ernest B. Schoedsack

Buch: Tom Kilpatrick, Malcolm Stuart Boylan

Darsteller: Albert Dekker, Thomas Coley, Janice Logan, Charles Halton

 

„Dr. Zyklop“, wie er wunderbar richtig übersetzt auf Deutsch betitelt wurde, habe ich erstmals Anfang 1978 in der ARD gesehen und war doch aufs Höchste beeindruckt. Zuerst einmal natürlich von den überraschend guten Spezialeffekten, dann davon, dass der Film – obwohl aus dem Jahre 1940 stammend - in Farbe gedreht war und dann natürlich darüber, dass ich in meiner – damals zugegeben noch recht übersichtlichen – Filmbuchsammlung so gut wie nichts darüber finden konnte. cyclops05Dass es sich bei dieser Ausstrahlung tatsächlich um etwas ganz besonderes handelte war mir eigentlich niemals so recht klar, bis ich dann für diesen Artikel mal ein wenig genauer nachgeforscht habe – aber dazu später mehr.

Die Geschichte ist auf alle Fälle schon mal recht simpel und aus allen möglichen Filmklischees zusammengestrickt, die auch schon damals solche waren. Der bekannte Professor Dr. Bulfinch (Charles Halton), der wie ein Musterbeispiel des weltfremden Wissenschaftlers aussieht, wird zu dem in Peru forschenden Dr. Thorkel (Albert Dekker) geschickt. Auf dieser beschwerlichen Reise wird er von seiner hübschen Assistentin Mary und dem Bergbauingenieur Bill (Thomas Coley) begleitet. Im Lamaland angekommen schließen sich ihnen noch Thorkels Assistent Pedro (Frank Yaconelli), ein eher fragwürdiges Mexikanerklischee, und der undurchschaubare Steve Baker (Victor Kilian) an, der eigene Ziele zu verfolgen scheint.

cyclops04Thorkel lässt Bulfich, aufgrund seiner schlechten Augen, durch ein Mikroskop sehen und somit seine Forschungsthesen bestätigen und möchte seine Gäste danach direkt wieder nach Hause schicken, was denen natürlich weniger gefällt, da sie mittlerweile herausbekommen haben, dass der seltsame Doktor eine Radiummine entdeckt hat und mittels des strahlenden Gesteins experimentiert, was natürlich besonders dem geldgierigen Steve gefällt. Unter einem Vorwand lockt Thorkel nun seine Gäste in seine Experimentierkammer, in der er eine riesige Strahlenkanone aufgebaut hat, was dazu führt, dass diese auf ca. 30 cm verkleinert werden. Der Rest des Filmes widmet sich nun dem Kampf unserer anfangs noch 5 Helden gegen Umwelt, die Tücken des Objektes und den verrückten Wissenschaftler.

SPOILER! Am Ende stirbt der böse Doktor.

cyclops02Nicht gerade pulitzerpreisverdächtig, aber darum ging es ja auch nicht in diesem Werk von King Kong-Co-Regisseur Ernest B. Schoedsack, „Dr. Cyclops“ sollte eine farbige Spezialeffektorgie sein und zumindest in diesem Bereich kann er auch heute noch überzeugen. Natürlich muss man hier auch einige Abstriche machen, denn der Film wurde im 3 Farben Technicolor-Verfahren gedreht, was ihm komplett einen leichte Grünstich gibt – eine Tatsache, die  in Bezug darauf, dass er zumeist im Dschungel spielt, allerdings sehr passend und atmosphärisch wirkt. In Sachen Spezialeffekte wurde hier allerdings nicht gekleckert sondern geklotzt. Nach der halbstündigen Einleitung wird hier alles aufgefahren, was an damaliger Tricktechnik zur Verfügung stand und so präsentiert sich der Film als ein gelungener Mix aus Szenen mit vergrößerten Alltagsobjekten (die Schere ist beeindruckend), mittels Spiegel erzeugter Szenen, in denen unsere kleinen Hauptdarsteller zusammen mit Thorkel agieren und einiger recht gelungener Rückprojektionen.

Leider aber mangelt es Hauptdarsteller Dekker am Verständnis der Wichtigkeit der richtigen Blickrichtung und so scheint er für die meiste Zeit an den anderen Protagonisten vorbeizusehen, was allerdings auch seiner im Script verankerten Sehschwäche anzulasten sein kann. Trotzdem reissen solche Momente den Zuschauer immer recht schnell aus der ansonsten gelungenen Illusion.

cyclops06Auf der anderen Seite mangelt es dem Film an einigen Stellen leider auch an innerer Logik. So gelingt unseren kleinen Helden während Thorkel ein Nickerchen hält, die Flucht aus der Strahlenkammer in den Hof des Anwesens, gleichzeitig finden sie aber auch noch Zeit genug, um sich mit einer Art Toga zu versehen, um ihm un dem Publikum nicht nackt engegentreten zu müssen. Speziell Pedro sticht in diesen Szenen hervor, da er sich als Bekleidung eine Art Riesenwindel gebastelt hat.

So erreicht der Film leider niemals die innere Geschlossenheit eines „King Kong“, die thrillermässige Dramatik eines „The most dangerous Game“ oder gar die emotionale Tiefe eines „Frankenstein“, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass er eher zu den „Lost Movies“ zählt. Man kann der ARD hier gar nicht genug danken, dass sie ihn damals in ihrer „Science Fiction“-Reihe für Deutschland entdeckt und synchronisiert haben, denn bei allen Schwächen ist er zumindest als Spezialeffekt-Spektakel ein Meilenstein.

In den USA hatte es der Film auch nicht viel besser. Sicherlich hatte er zum Erscheinungsdatum einen recht erfolgreichen Kinostart – Farbfilm war damals noch etwas besonderes – aber in Sachen TV-Vermarktung wurde er eher stiefmütterlich behandelt und tatsächlich erst im Jahr 2005 erstmals in Farbe ausgestrahlt. Sicherlich gab es auch zuvor schon einige Veröffentlichungen auf VHS, aber die hatten zumeist eine recht dürftige Bild- und Tonqualität, was ich gut beurteilen kann, da ich mir – wie in der schlechten alten Zeit üblich – eine illegale Kopie besorgt hatte.

cyclops08Auch auf DVD ist der Film in den USA bisher zumindest immer noch eine Rarität und nur in einer nackten Version aus dem Jahr 2016 erhältlich. Wir haben es da in diesem unserem Lande doch bedeutend besser, hat Koch-Media den Film doch in einer schick restaurierten Fassung (die die kompletten Farbwerte berücksichtigt hat) herausgegeben und zusätzlich die Scheibe auch noch mit einem Audiokommentar von EVIL ED-Ehrenmitglied Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad versehen und die Super8-Fassung mit dabeigepackt. Ein Rundum-Wohlfühl-Paket also, das man sich gut ins Regal stellen kann.

Nur zur Vollständigkeit weise ich hier auch noch auf die italienische DVD-Version hin, die bild- und tonmässig vom selben Master stammt, aber als (nicht auf dem Cover vermerktes) Extra noch den – hierzulande seltenenen – „The Cyclops“ von Bert I. Gordon bietet, was mich ganz besonders gefreut hat.

Bleibt am Ende nur zu sagen, dass mir die Wiederbegegnung mit dem Zyklopendoktor nach all der Zeit immer noch einen Riesenspaß gemacht hat, selbst wenn das geschulte Auge des Filmfans über einige Kleinigkeiten stolpert, aber das ist nunmal der Fluch des Filmkritikers.


Dia


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