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Die Klapperschlange, 1997: fuga da New York, New York 1997

 

(USA 1981)

Regie: John Carpenter

Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle

Darsteller: Kurt Russell, Lee Van Cleef, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Ernest Borgnine,
Isaac Hayes, Donald Pleasence, Tom Atkins

Produktion: Debra Hill, Larry Franco

 

KlapperQuote

„There was an accident. About an hour ago, a small jet went down inside New York City.
The President was on board.“

„The president of what?“

 

 

Klapper19Als in der düsteren Zukunft des Jahres 1996 die Maschine des US-Präsidenten auf dem Weg zu einer UN-Vollversammlung über dem, zur Gefängnis-Insel umfunktionierten, Manhattan abstürzt, ziehen für die Menschheit dunkle Wolken am Horizont auf. Nicht der Mann, sondern eine Botschaft in seinem Besitz wird auf der Versammlung der Staatsoberhäupter erwartet, die Übel dieser Zeit zu beseitigen. Da die Zeit knapp wird und das Gelände zu groß und unübersichtlich ist, um es von Militär-Einheiten koordiniert stürmen zu lassen, hat der bärbeißige Hauk eine zündende Idee; er lässt die Verbrecher-Legende Snake Plissken, einst hochdekorierter Einzelkämpfer, einfliegen und bietet ihn an, sich in Aussicht einer Haftentlassung für eine Rettungsmission zur Verfügung zu stellen. Um die zeitliche Vorgabe von höchstens 24 Stunden bis zur Ansprache des Präsidenten einhalten zu können und gleichzeitig Plissken auch ohne direkten Zugriff an der kurzen Leine zu halten, verpasst man ihm eine Ladung tödlicher Viren, die innerhalb von eben 24 Stunden abgetötet werden müssen, bevor Schicht im Schacht ist.

Klapper17Ausgerüstet mit allerlei technischem Schnickschnack taucht der einäugige Einzelgänger in die Welt der Verbrecher ein, wo er feststellen muss, dass ihm seine waffentechnische Überlegenheit kaum dienlich ist. Er ist hier auf die Unterstützung inhaftierter, alter Freunde angewiesen, denen er nur soweit trauen kann, wie sein einziges Auge zwischen zwei Wimpernschlägen überblickt…

Der Kurt war ja einer der Helden meiner Jugend. Damit meine ich natürlich nicht Mambo Kurt oder Frank Zanders Kurt, sondern den Rüssel-Kurt, der in den 80er-Jahren des Zimmerers Johns liebstes Alphatier war. Ich liebte „Tequila Sunrise“ (1988), wo er den Kleinkriminellen Mel Gibson in die Enge treibt und habe „Tango & Cash“ (1989) (und 1994 auch den immens enttäuschenden „Stargate“) im Kino gesehen. Den ersten Film des Gespanns Rüssel-Zimmermann, den ich damals sah, war tatsächlich erst „Das Ding aus einer anderen Welt“ in der berüchtigten Ausstrahlung auf RTLplus; die Luxemburger hievten ihn, trotz bestehender Indizierung (und einem Kleinkrieg mit Konkurrent Sat 1), ins Abendprogramm. Seinen Auftritt als Snake Plissken verfolgte ich auch bei der TV-Erstaustrahlung bei Sat 1, wobei ich ihn gleich mal auf VHS festhielt. Und der Film entwickelte sich im Folgenden zu einem Evergreen, der seitdem unzählige Male meinen Bildschirm beehren sollte.

Klapper24John Carpenter setzte Kurt Russell, der zuvor in seinem Biopic „Elvis“ für ABC keinen geringeren als den King gab, bei den Produzenten von Embassy durch, die sich eigentlich einen klangvolleren Namen, etwa Charles Bronson, wünschten. Russell wollte weg von seinem klebrigen Image als Ex-Disney-Kinderstar und trainierte sich für die Rolle entsprechende Mukkis an. Er ging so sehr in seiner Rolle auf, dass sie zu einem ikonischen Charakter wurde, mit dem man ihn noch bis heute gerne assoziiert. Carpenter gab sich alle Mühe, Snake überlebensgroß zu inszenieren. Dazu stellte er ihm gleich eine ganze Reihe an anderen dominanten Männchen gegenüber.

Klapper15Schon am Anfang ist es kein geringerer als Lee Van Cleef, der sich hier im Herbst seiner Karriere als Strippenzieher in Person des Leiters der Security Truppe des Großraum-Gefängnisses Manhattan daran versucht, das Raubtier Plissken zu bändigen. Ihm zur Seite steht dabei Tom Atkins, der in Carpenters „The Fog“ (1980) noch Jamie Lee Curtis flachlegen durfte, hier aber nur die zweite Geige spielen darf. Er fungiert als Beweis, dass Van Cleefs Hauk durchaus in der Lage ist, als Oberleithammel andere Alphatiere nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Doch Kurt Russells Plissken, der mit nur einem Auge mehr Durchblick hat, als die Security mit Suchscheinwerfern, Wärmesensoren und Helikopter-Patrouillen zusammen, ist da natürlich schon eine ganz andere Nummer und muss mit tödlichen Retroviren in Zaum gehalten werden.

Das Amerika im Film ist das Amerika, vor dem viele Amerikaner sich heute noch fürchten, dass es das Amerika von Morgen sein könnte. Eine Verbrechensrate, die in die Höhe schießt, urbane Kriegsgebiete, und eine Inhaftierungsquote, die einen großen Teil der Bevölkerung als nicht resozialisierungsfähig ausweist, bestimmen das Bild in Carpenters im fiktiven 1996 angesiedelten Dystopie.

Klapper11Damals war New York das Sinnbild eines urbanen Albtraums, heute wären es Städte wie Detroit, Sacramento oder gar Washington, D.C. Auch wenn das Drehbuch schon älter war, „Die Klapperschlange“ entstand damals unter dem Eindruck der Wahl des ehemaligen Schauspielers Ronald Reagan zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Im Film ist der Präsident eine eher entbehrliche Marionette, das McGuffin, das er mit sich führt, wird dagegen als nicht nur unentbehrlich für die Zukunft des Landes, sondern für das Schicksal der gesamten (vermeintlich freien) Welt betrachtet. Es persifliert sehr schön den amerikanischen Hochmut, sich als Retter der Welt zu sehen und diese nur unter seiner Anleitung als frei zu betrachten; es dient hier ein Land als Vorbild, das sich im zivilisatorischen Zerfall befindet und tausende Menschen auf einer Insel inmitten einer Millionen-Metropole sich selbst überlässt. Und wäre nicht zufällig die Air Force One hier abgestürzt, würde die Obrigkeit an das Gefängnis Manhattan keinen Gedanken verschwenden.

Klapper03Der Verbrecher Plissken wird zwangsrekrutiert, um ihn unter seinesgleichen zu schicken. Man glaubt, mit seinen Fähigkeiten und der technischen Unterstützung der besten Armee der Welt, den Präsident in einer Generalstabs-mäßigen Aktion befreien zu können. Doch der Plan geht nicht auf, die Welt hinter der Mauer ist unberechenbar, Plissken weitestgehend auf sich allein gestellt, weil das ganze technische Brimborium sich als unnütz erweist. Und während der sich selbst überschätzende Rudelführer Hauk vor der Mauer zum Nichtstun verdammt ist, stößt der Agent wider Willen in der Parallelwelt Manhattans auf The Duke aka Isaac Hayes, der hier das unumstrittene Alphatier darstellt. Und die dadurch gegebene Hackordnung und die kriminelle Energie mit einem Hang zum Verrat ist Plisskens Chance, denn es gibt viele Personen, die tiefer in der Nahrungskette stehen und sich dem Herrscher ihrer Welt nicht verpflichtet fühlen.

Klapper02Als erstes trifft er auf den kauzigen Taxifahrer Cabbie, der Snake bewundert. Und dann profitiert er tatsächlich von seinen Bekanntschaften aus vergangener Zeit, mit Harry Dean Stantons linkischen Brain findet sich ein Verbündeter. Alle anderen Figuren sind dann nur noch bessere Statisten, selbst Carpenters damalige Frau Adrienne Barbeau, die als Brains Gefährtin Maggie auftritt.

Die Handlung des Sci-Fi-Actioners orientiert sich an einer klassischen Hero's Quest, Manhattan ist das klar erkennbare Äquivalent zu einem Märchenland, einen fremden Planeten oder die postnukleare Steppe, die zu der Zeit auch hier und da mal angesagt war. Allerdings bürstet Carpenter hier vieles gegen den Strich; Russels Snake ist zwar der (Anti-)Held, allerdings sind hier beide Könige böse, während alle Guten sich in vermeintlichen Verbrechern finden, und zu guter Letzt ist das hehre Ziel, die Wahrung des Weltfriedens nur behauptet, von Leuten, denen man nicht glauben möchte, dass gerade sie die Welt zu retten vermögen, wo ihre eigene sich nahe des Abgrunds wähnt und ehedem jeden Augenblick im Chaos versinkt.

Klapper06Snake Plissken ist vor allem deswegen der Sympathieträger, da er der Sand im Getriebe des Systems ist, das ihn für sich instrumentalisieren sucht. Dabei ist „Die Klapperschlange/Escape from New York“ noch von einer Düsternis durchsetzt, die schon in „Das Ende/Assault on Precinct 13“ (1976) und teils auch in „Halloween“ (1978) und „The Fog“ (1980) zu finden war, und darauf noch „Das Ding aus einer anderen Welt/The Thing“ (1982) auszeichnen sollte. Die parodistischen Möglichkeiten dieser Grundkonstellation fing er erst an, in „Big Trouble in Little China“ (1986) auszuloten. Das spätere Sequel „Escape From L.A.“ (1996) sollte dann zum komödiantischen Zerrbild werden, wo Carpenter und Russell quasi die fast schon lächerliche Burton-Figur aus „Big Trouble...“ als Snake in einem Klapperschlange-Remake platzierten, aber dazu ein anderes Mal mehr.

Klapper23Wie ich schon sagte, ich liebe „Die Klapperschlange/Escape From New York“. Es ist ein Film, der regelmäßig in meinen Player wandert, weil er mir einfach nie langweilig wird, gerade weil mir immer wieder neue Kleinigkeiten des liebevoll gestalteten Settings (oder in der Namensgebung; mir ist erst heute aufgefallen, dass zwei Handlanger Romero und Cronenberg heißen, was gewiss kein Zufall ist) bewusst werden. Wenn der Film beginnt und die Musik einsetzt, fühlt man sich sofort Zuhause, und das geniale Carpenter-Build-up kann seine Arbeit verrichten. Auch der tolle Soundtrack, den Carpenter mit Alan Howarth komponierte, ist etwas, der dem Film immens zugute kommt. Jeder einzelne Track ist vereinnahmend und unterstützt die entsprechende Szene atmosphärisch auf den Punkt. Trotz der rudimentären Story ist der Film in sich nahezu perfekt, besitzt kein Gramm Fett.

Klapper07StudioCanal hat „Escape From New York“ zwar einer neuen 4k-Abtastung unterzogen, jedoch werden wir in Deutschland allerdings erst einmal nicht davon prosperieren können, da die Rechte hier noch bei Universum Film liegen, die den Film gerade erst mit Birnenblatt in einer umstrittenen Steelbook-Auflage veröffentlicht haben. Also bleibt einem nichts anderes übrig, als nach England zu schielen, wo er, wie auch „The Fog“ und „Sie leben/They Live“ in einer schönen Rundum-Sorglos-Box veröffentlicht wurde. Allerdings ist für Frankreich ein Steelbook angekündigt, dass eine deutsche Tonspur enthalten soll. Wer den Film also noch nicht hat, oder vielleicht mal zu einer schönen Edition und besser Qualität upgraden will, könnte hier noch Glück haben.


 

Horny


 

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