barretquer

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(USA 1965)
Geheimagent Barrett greift ein / Alarm fra center 3 / Virusul satanic

 

Regie: John Sturges

Drehbuch: James Clavell, Edward Anhalt

Vorlage: Alistair MacLean (als Ian Stuart)

Musik: Jerry Goldsmith

Kamera: Robert Surtees

Darsteller: George Maharis, Anne Francis, Dana Andrews, Edward Asner, James Doohan

 

 

satan bug 003Zuallererst einmal vielen Dank an ANOLIS, durch deren Initiative eine weitere Lücke in meinem Fimwissen geschlossen werden konnte. „Satan Bug“ war mir persönlich bisher nämlich nur durch den grandiosen Soundtrack von Jerry Goldsmith (der hier viel von seiner späteren Arbeit in „Planet of the Apes“ vorwegnahm), durch einige Kritiken der Marke „ist eine Entdeckung wert“ diverser amerikanischer Kritiker und natürlich als fiese Lücke in meiner „SciFi-Filme, die ich noch abhaken muss“-Liste bekannt. Zusätzlich handelt es sich auch noch um einen Film von John Sturges, so dass man zumindest inszenatorisch einiges erwarten konnte.

Basierend auf einem Roman, den Bestsellerautor Alistair MacLean unter seinem „Bachmann“ Ian Stuart verfasste, erzählt der Film eine erstaunlich modern wirkende Geschichte, die damals noch als „Pantasie mit Schneegestöber“ (Zitat mein Opa) abgetan wurde, aber in Zeiten nach Seveso und Bhopal besonders gruselig wirkt.

satan bug 007Der Wissenschaftler Dr. Hoffmann[1] entwickelt im geheimen Forschungslabor Station 3 ein Giftgas, das er im Original „Satans Bug“ nennt – und aus dem in der deutschen Fassung die „Zellenpest“ wird – und das durch schnelle Ausbreitung und leichte Übertragbarkeit bei Freisetzung die ganze Weltbevölkerung ausrotten kann. Mittels eines ausgefeilten (und in der Nachbetrachtung komplett absurden) Planes gelingt es einigen bösen Wichtern nicht nur eine Flasche dieser Flüssigkeit sondern auch noch fünf weitere mit Botulinumtoxin, einem ebenfalls tödlichen Nervengift, dass aber netterweise eine geringere Halbwertzeit hat, zu stehlen und die Welt- bzw. amerikanische Regierung damit zu erpressen.

satan bug 009Sofort schickt der zu einer unbenannten Organisation gehörende General Williams (Dana Andrews) seinen besten Mann, den Agenten Lee Barrett (George Maharis), der auch mit Hilfe der Generalstochter Ann (Anne Francis) die Bösen ermittelt. Leider gelingt das aber erst, nachdem die – damals noch nicht so genannten - Terroristen Key West komplett mittels Botulinumtoxin entvölkern. Dieses Massaker wird uns allerdings glücklicherweise visuell erspart. Dafür sehen wir allerdings die Auswirkungen dieses Giftes mittels schwarz-weisser 16 mm Hubschrauberaufnahmen, in denen man eine Stadt voller Leichen sieht.

satan bug 002Wer wissen will, wie sich das Gift tatsächlich beim Menschen auswirkt muss aber nur nebenstehendes Symbolfoto anschauen, denn tatsächlich ist es heute üblich sich medizinische Mengen dieses tödlichen Giftes (in seiner Kurzform/Verniedlichung Botox genannt) in die Lippen bzw. Stirn zu spritzen.

Trotz dieser dementsprechend grauenhaften Tat bleibt unser Held aber noch recht gelassen, aber zu dieser Figur kommen wir später nochmal.

„The Satan Bug“ kann im Gesamten nicht wirklich überzeugen und hat mit gleich mehreren Probleme zu kämpfen, die dir zahlreichen großartigen Momente leider ein wenig überschatten. Hier haben wir zum Beispiel auf der einen Seite die, für Sturges typische, ausgefeilte visuelle Gestaltung des Filmes.

satan bug 011Die Aussenaufnahmen zeugen von seiner Vergangenheit als Western-Regisseur und beim Aufbau der im Studio entstandenen Sequenzen füllt er immer das gesamte Breitwandbild mit erstaunlichen Details und teilt es teilweise durch Gegenstände, Fenster oder auch Menschen in mehrere Teile. Unterstützt wird er dabei vom genialen Kameramann Robert Surtees, der eigentlich seit den 50er Jahren sämtliche „großen“ Filme geschossen hat und auch hier den Bildern einen „etwas farbiger als normal“-Look gibt, was – speziell in dem etwas moderneren Setting des Filmes, der wie zu seiner Entstehungszeit üblich, versucht möglichst viel moderne Architektur und Equipment ins Bild zu rücken - eine interessante Spannung erzeugt.

Auf der anderen Seite aber merkt man dem Film auch deutlich an, dass sein Regisseur im Kopf nicht ganz dabei war. Wie Mike Siegel in seinem äußerst interessanten Text im Booklet ausführt, war der Meisterregisseur während der Dreharbeiten bereits mit den Planungen seines nächsten Filmes, der Westernkomödie „The Hallelulja Trail“ (1965) beschäftigt, was speziell bei Cast und Crew nicht sonderlich gut ankam. Der Film, der aus Produzentensicht sicherlich als Analog zu der gerade startenden englischen Agentenserie mit dem Mann mit der Linzens zum Töten, gedacht war, kommt irgendwie nicht wirklich in Fahrt. Bis zum ersten Auftauchen unseres Helden, vergehen schon Mal 15 Minuten, in denen wir zwar den interessanten Raub verfolgen können, aber auch nicht wirklich wissen, was vor sich geht. satan bug 013Hält dann George Maharis endlich sein erstaunlich emotionsloses Gesicht (wie gesagt, dazu später mehr) in die Kamera, ist es Zeit für ein wenig „Infodump“, kommen doch schließlich gleich 3 neue Charaktere hinzu.

Als nächstes bekommen wir erklärt, was denn auf „Station 3“ genau passiert ist, indem all das, was wir in den ersten 15 Minuten gesehen haben nochmals erzählt wird und uns somit erst klar wird WAS wir gesehen haben.

Hmmmh, ich erwarte ja nun nicht gerade Michael Bay Geschleudere und bin der letzte, der sich über eine langsame Erzählweise aufregt, aber in der ersten Stunde von „Geheimagent Barrett greift ein“ wünscht man sich echt, dass der das nun endlich auch mal macht.

satan bug 012In der zweiten Hälfte legt der Film dann aber glücklicherweise noch einen Zahn zu und hat einige wirklich tolle Momente zu bieten. Speziell eine Szene in einer verfallenen Hütte, in der Star Trek Fans sich über eine frühe Rolle von James „Scotty“ Doohan freuen werden[2], und das Finale in einem Hubschrauber über Los Angeles sind großartige Thrillermomente in denen auch die Musik von Jerry Goldsmith wieder grandios an der Atmosphäre mitarbeitet.

Aber genau in solchen Momenten fallen natürlich die beiden größten Probleme des Filmes auch extrem auf und die heissen, „Lee Barrett“, bzw. George Maharis. Nun ist, so viel muss man hier zugestehen, die Figur unseres Helden bereits im Script ein ziemlich flacher Charakter. Entweder reimt er im Dialog gerade mal 2 + 2 zusammen oder er wird gekidnappt, gefangen gehalten oder einfach nur bedroht, während die eigentliche detektivische Arbeit, die gesamte Aufklärung des zugrunde liegenden Kriminalfalles, inklusive der Auffindung einer mitten in Los Angeles versteckten Flasche voller Botox, komplett unabhängig von ihm abläuft. Würde man alle seine Szenen einfach komplett aus dem Film schneiden, würde es wahrscheinlich trotzdem niemandem Probleme bereiten, der Handlung zu folgen.

satan bug 010Nur zwischendurch zur Erinnerung, Kollege Bond hatte zu der Zeit bereits vier Abenteuer bestanden, das Gerüst für einen erfolgreichen Agentenfilm dürfte also bekannt gewesen sein. Lee Berrett verhält sich aber den gesamten Film so, wie eine klassische „Damsel in Distress“ und erwartet fast durchgehend die Rettung durch Agenten des FBI oder anderer Organisationen. Selbst Anne Francis als Ann, die übrigens überraschend nicht als Love-Interest aufgebaut wird, ist die gesamte Laufzeit (sofern sie von Barrett getrennt ist) über, näher am Geschehen, als der – zumindest in Deutschland - titelgebende Charakter.

Wo wir gerade von der weiblichen Hauptfigur sprechen, einen „Bechdel-Test“ wird „The satan bug“ mit Sicherheit nicht überstehen, da die einzigen weiblichen Figuren, die nebst Frau Francis auf der Leinwand erscheinen, Angestellte in einem Strip-Club sind. Der einzige Dialog eines weiblichen Wesens außer ihr ist übrigens: „Telefon für Sie, Mr. Barret.“

satan bug 005Problem Nummer 2 ist nun aber definitiv George Maharis, denn auch wenn die Figur, die er darstellen muss, noch so schlecht geschrieben ist, ein guter Schauspieler sollte sie zumindest glaubhaft rüberbringen. Im Gegensatz zu Sean Connery, der von der ersten Sekunde an Bond mit einem Augenzwinkern anlegte und immer das Gefühl vermittelte, den Bösen einen Schritt voraus zu sein, macht Maharis einen eingebildeten und besserwisserischen Eindruck, da er zumeist emotionslos irgendwo herumsteht oder ebenso emotionslos Dialoge runterbetet.

Professor Stiglegger bezeichnet seine Spielweise im hörenswerten Audiokommentar dieser Edition als „russian acting“[3], also eine Art Spiegelschauspielerei, in die Emotionen des Gegenübers sich im Gesicht des Schauspielers spiegeln sollen. Ich bezeichne es immer eher als Leinwand-Schauspielern, da mir das die Möglichkeit gibt, das ganze eher zu differenzieren.

satan bug 015Denn wenn zum Beispiel Gregory Peck in „To kill a mockingbird“ dem Urteil im Gerichtsprozess lauscht und dabei keine Mine verzieht, ist das großes Kino und man sieht über die „Leinwand Peck“ - die sozusagen die bestmögliche „Silver Screen“ ist, die man kaufen kann - alles was in der Figur vor sich geht, ohne dass der Schauspieler auch nur einen Muskel rührt. Wenn Maharis das wirklich hier versuchen sollte – und ich bezweifele stark, dass er überhaupt auf diese Idee gekommen wäre – dann könnte man ihn eher mit dem über die Leine gehangenen Bettlaken als Leinwandersatz vergleichen.

So ergibt sich am Ende ein sehr wackeliger Eindruck. Sicherlich merkt man hier ab und an die Hand des Meisters, oder besser „der Meister“, hinter der Kamera, denn die gesamte Crew gibt offensichtlich ihr Bestes. Auch die Grundidee des Filmes und die ein oder andere schauspielerische Leistung der Nebendarsteller ist ansehnlich, auch wenn sie oft einfach nur in der Gegend herumstehen müssen, aber dank oben erwähnter Schwächen wird man leider viel zu oft sehr unsanft aus der Filmwelt gerissen.

satan bug 014Auf der anderen Seite ist auch die grundsätzliche Story, mit ihren ungewollt aktuellen Bezügen und dementsprechend fast prophetischen Ideen, positiv hervorzuheben, wird aber durch die Art und Weise, in der die Flaschen voller Gift im Laufe des Filmes immer mehr zum „Red Herring“ werden, wieder zum Nichts degradiert.

Trotzdem mag ich den Film irgendwie, weil...naja, es ist halt ein John Sturges Film und dementsprechend einfach toll anzusehen, speziell in dieser Restauration. Das bringt uns dann...

 

 

...zum Release von ANOLIS:

cover b

Wacover as soll man noch zu den ANOLIS-Mediabooks sagen, was noch nicht gesagt wurde. Auch dieses Mal haben wir wieder zwei Covermotive zur Auswahl. Auf dem Spine findet sich der Hinweis, dass es sich um die Nummer 1 der sechziger Klassiker handelt, neben den ersten beiden der 70er (Willard, Ben) und Mutant, der die 80er Serie startete, sieht das besonders gut aus. Komplettisten kommen also nicht dran vorbei.

Die Qualität des Filmes ist absolut atemberaubend. Das Bild ist gestochen scharf, die Farben leuchten als wäre der Film gestern aus dem Kopierwerk gekommen. Da freut man sich sogar ab und an mal einen nicht ganz beseitigten Kratzer oder einen übersehenen Rollenwechsel zu entdecken. Wenn Filme aus den sechzigern so aussehen können, dann kann ich die weiteren Teile dieser Collection kaum erwarten.

satan bug 001Auch in Sachen Extras ist die Veröffentlichung natürlich wieder voll gepackt. Wie oben bereits erwähnt stammt das Booklet von Mike Siegel und beschäftigt sich intensiv mit dem Schaffen von John Sturges zur Zeit der Dreharbeiten. Ein wirklich toller und informativer Artikel. Ebenso filmgeschichtlich wertvoll ist der Audiokommentar von Prof. Dr. Marcus Stiglegger, der zu nahezu jedem Schauspieler noch genauere Informationen hat, bei Star Trek allerdings kurz ins Stocken kommt.

Rundherum gibt es wieder das gewohnte Wohlfühlpaket mit Trailern, den deutschen Werberatschlägen und Filmprogrammen und den deutschen Original-Kinovorspann.

Das absolute Highlight der Veröffentlichung ist aber die sogenannte „Grindhouse“-Fassung, die sich auf der beigelegten DVD findet. Ich will Euch hier die Überraschung nicht verderben, aber ich hatte bei der Sichtung ein Grinsen auf den Lippen, dass so breit war, dass ich am Ende aussah wie ein Botox-Opfer.

satan bug 006Für mich als Kind der 60er und als alter Sturges Fan (Hey kommt – „Magnificent Seven“, „The Great Escape“ oder „Bad Day at Black Rock“ sind unsterbliche Klassiker) ist der Film nun auf der Liste der „alle zehn Jahre mal gucken“-Filme, aber die Grindhouse“-Fassung werde ich öfter nutzen.

 

dia

 

[1] Ein Schelm wer hier an gleichnamigen Entdecker von Lysergsäurediethylamid denkt

[2] Selbst wenn er hier sozusagen das rote Shirt einer Außenmission trägt...

[3] Nach einem kleinen Umweg über Holland, sorry Herr Professor. 

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  auch auf NdlT klein  

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