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Teil I - History Lesson

Teil II - Der Reviewversuch

Teil III - Das Urteil

Die Geschichte von EVIL ED gegen Violent Shit (1989) ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Gerade das macht es dann natürlich auch besonders schwer, wenn gerade Ich („Der Pseudo-Intellektuelle mit der Profilneurose“ – Originalton Doc Cyclops Magazin) als einer der ersten deutschen Filmkritiker die Chance erhalte, das Remake dieses „Klassikers“ zu besprechen. Doch bevor es zu diesem – nahezu historischen – Moment kommt, ist es an der Zeit, die Geschichte noch einmal aufzurollen. Begleitet mich also im Folgenden auf eine Zeitreise in die wilden Achtziger, in denen NERD noch ein Schimpfwort und der Horrorfan als solches in der bundesdeutschen Öffentlichkeit ungefähr gleich hoch im Ansehen stand wie ein Pädophiler. Eine Zeit, in der unser Kanzler männlich und birnenförmig war und wir von den „besorgten Bürgern“ noch durch eine schicke Mauer getrennt waren.

Begonnen hat das Ganze so ungefähr im Jahr 1987, als das EVIL ED Magazin gerade sein 10tes Jubiläum feierte und Michael „Nagi“ Nagenborg damit begann im Magazin auch andere Fanzines zu besprechen. Im bekannten Stil unseres Magazines (also ernsthaft, einseitig, unehrlich und komplett humorbefreit) ließ er sich dann auch über das „Doc Cyclops“-Horror Magazin aus, eine von Axel Preuß und Matthias Kerl aus dem hohen Norden „verbrochene“ Publikation, die optisch als lose Blatt-Sammlung und inhaltlich – na sagen wir mal – mit nicht gerade literarischen Meisterleistungen daher kam. So begann der „Krieg“ zwischen den Fanzines, der nach außen auf der einen Seite höchst ironisch und auf der anderen mittels intelligenzbefreiter Verbalagression geführt wurde. Die Leser liebten es auf beiden Seiten und – so viel zu den Missverständnissen – abonnierten zumeist beide Magazine.

Hinter den Kulissen entwickelte sich der Konflikt mittels langer Briefe zwischen Nagi, Torsten „Wortvogel“ Dewi und mir gegen Axel Preuß (intelligenter Diskussionspartner) und Matthias Kerl (niveau- und schreibmäßig auf dem Niveau eines AFD-Wählers) und zog sich noch bis zur Mitte des Jahres 1991.

Ahhh the good times. 

In diese Zeit fiel dann auch die Veröffentlichung eines per Videokamera geschossenen Splatterfilmes namens „Violent Shit“, an dessen Produktion Vertreter beider Lager beteiligt waren und der dementsprechend auch sehr unterschiedlich aufgenommen wurde. Während im Norden der Republik die Begeisterung über dieses Meisterwerk hohe Wellen schlug, riss Nagi dem Vilm (kein Schreibfehler sondern die offizielle Schreibweise der damaligen Welle von mittels Video kreierten Amateurwerken) mit seiner Kritik in unserer Nummer 16/17 ein neues Arschloch und öffnete selbiges mit beiden Händen, um den daran hängenden Körper in zwei Teile zu zerreißen. Womit wir eigentlich auch schon Inhalt und Qualität des von Andreas Schnaas gedrehten Werkes adäquat zusammengefasst hätten.

violent shit 6

„Violent Shit“ (1989) war genau das, was der Titel versprach – gewalttätige Scheiße. Ohne Talent heruntergeschossen, schauspielerisch auf dem Niveau einer Kindergartenvorführung, ohne Drehbuch inszeniert (wobei man letzteres Wort eigentlich schon in Anführungszeichen setzen müsste) und mit billigsten und durchschaubaren Gore-Szenen durchsetzt, die zwar in ihrer Intention tabubrechend gemeint waren, durch das überlange Draufhalten der Kamera, nur noch lächerlich und langweilig wirkten. So wurde das Anschauen dieser 77 Minuten zu einer Qual, die gefühlt mehrere Stunden dauerte. Daran konnte auch die durchaus angenehme Musik von Michael „Micky“ Engels (der nun auch in unserem Podcast Hauskomponist ist) nichts ändern. 

Es ist ja nicht so, dass wir damals Amateursplatter generell gehasst hätten, wir waren uns durchaus bewusst, dass die moderne Technik es kreativen Köpfen ermöglichen würde ihre Ideen kostengünstig umzusetzen. Filme wie Olaf Ittenbachs Erstling „Black Past“ (ebenfalls 1989) wurden bei uns mit großem Jubel begrüßt, obwohl auch dieser Vilm durchaus gewalttätig war. Aber bei Ittenbach waren die Penismutilationen und Kopfspaltereien zumindest in einer nachvollziehbaren Geschichte verpackt und mit Talent getrickst und gefilmt.  

Interessanter Weise ist „Violent Shit“ heute allerdings so etwas wie ein Kultfilm geworden, obwohl sich wohl weltweit keine einzige Kritik (abgesehen von den damals in Doc Cyclops veröffentlichten) finden lässt, die ihn auch nur als halbwegs ansehbar beschreibt. Auch an den anderen Filmen von Herrn Schnaas werden Cineasten wenig Freude haben, auch wenn ab und an mal so etwas ähnliches wie Talent durchblitzt

Deshalb war ich natürlich erst einmal sehr misstrauisch als Anfang des letzten Jahres die ersten Meldungen von einem geplanten Remake durchs Internetz geisterten. Denn mal ganz ehrlich betrachtet, ist ein Remake von „Violent Shit“ ungefähr genau so nötig und wichtig wie eines von „Poltergeist“ – wenn auch aus grundsätzlich verschiedenen Gründen.

Doch die News, die so nach und nach bei mir eintrudelten machten mich doch etwas neugierig. Da war zuerst einmal die auffällige Tatsache, dass der Name Andreas Schnaas NICHT in irgendwelchen Pressemeldungen auftauchte und der Produzent sollte Steve Aquilina sein, der nicht nur Kameramann und „Darsteller“ beim Originalfilm sondern auch ein Eddie der ersten Tage war und uns als solcher immer mit lustigen Anekdoten von den Dreharbeiten versorgt hatte. Zusätzlich war noch die Rede von Gastauftritten der italienischen B-Movie Meister Luigi (Star Crash) Cozzi und Enzo G. (1990: Bronx warrior) Castellari und einer Hauptrolle für Giovanni Lombardo Ranice, der unter seinem Pseudonym John Morghan in etlichen italienischen Splatterklassikern der frühen achtziger Jahre den Helden- oder Bösentod gestorben war. Zusätzlich sollte der Film auch noch in der ewigen Stadt gedreht werden, man konnte also zumindest mit der ein oder anderen Liebeserklärung an den Pasta-Splatter vergangener Jahrzehnte rechnen

Ich war neugierig und kontaktete Steve Aquilina über Facebook und gestern (20.01.2015) erhielt ich dann den Link zur Pressefassung des Filmes. Also dann, Licht aus, TV-an – los geht’s….

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