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Star Trek – Re-Evaluation
Teil 6,5

Star Trek - The music of the Universe I

 

"Verdammt Jim, ich bin Arzt, kein Komponist"

 

Die Star Trek Kinofilme umfassen mittlerweile mehrere Generationen und ein alternatives Universum in einem kompletten Reboot. Und während mein Chefredakteur sich fleißig alle nochmal zu Gemüte führt und seine Eindrücke an anderer Stelle auf dieser Site niederschreibt, beleuchte ich die musikalischen Reisen zu den Sternen.

Am Anfang war Alexander Courage. Er schrieb die kurze ikonografische Fanfare, die zu Beginn jeder Folge der klassischen Star Trek TV Serie erklang. Und tatsächlich ist und bleibt das eine Konstante in jeder folgenden Serie und jedem Star Trek Kinofilm. Aber drumherum änderte sich einiges....

 

Star Trek: The Motion Picture (Score Suite)

Als Paramount den ersten Star Trek Film plante, wurde angestrebt eine Mischung aus Star Wars und 2001 auf die Leinwand bringen. Irgend so etwas wurde es dann auch, doch leider fehlte die Star Trek Essenz in diesem seelenlosen Spezialeffektgähnfest. Jerry Goldsmith kann man dafür keine Schuld geben. Schließlich komponierte er für diesen Film die Marschmelodie, die einige Jahre später für die Next Generation Serie als Titelmelodie fungierte. Der Marsch ist ungemein eingängig, hat typische Goldsmith Raffinesse und lässt perfekt den Mut zum Aufbruch zu den Sternen durchscheinen. Aber natürlich hat der Score mehr zu bieten wie ein auch später immer wieder gern genutztes Klingonenmotiv und ein ruhiges, romantisches Thema. Zudem setzt Goldsmith wie schon öfter ein untypisches Instrument und damit einen selten gehörten Sound ein um die Gefahr der unbekannten Sonde darzustellen.

Es ist kein Geheimnis, dass der Film bei den Trekkern nicht gut ankam und so wurde mit dem zweiten Film "The Wrath of Khan" alles anders. Das Budget wurde verkleinert, die Produktionsteam bestand aus schnell und effizient arbeitenden TV Mitarbeitern und Regie führte kein Sci Fi Experte sondern ein Mann, der bekannt dafür war, menschliche Dramen inszenieren zu können. Schließlich waren es genau der Humor und die Zwischenmenschlichkeit innerhalb der Crew, die die Fans beim ersten Film am meisten vermissten. Mit einer komplett anderen Crew kam auch ein neuer Komponist, ein junger Mann, der bei Sci Fi Schockern von Roger Corman erste Erfahrungen gesammelt hatte: James Horner.

 

Star Trek II: The Wrath of Khan
[Complete Motion Picture Sountrack]

Tatsächlich ging er die Sache etwas anders an als Goldsmith. Horners Haupthema ist weniger heroisch und setzt mehr auf die Romantik der Entdecker und Erforscher neuer Welten. Auch Errol Flynn könnte zu dieser Melodie mit einem antiken Schiff in See stechen. Trotzdem hat das Thema Kraft und Tiefe, genau wie der Rest des Scores. Horner schafft es mühelos seinen Sound und Stil Star Trek anzupassen und gerade dieses Werk diente ihm später oft, sich selbst zu zitieren und zu variieren. Insbesonders seine Actionmusik ist ein Musterbeispiel für spannungsverstärkende Untermalung.

Für den Nachfolgefilm "The Search for Spock" bekam Horner dann Gelegenheit seine Inspiration weiterzuspinnen und diesem etwas ruhigeren Film Raum für ruhigere Töne zu geben und bereits komponiertes weiter auszuarbeiten. Insgesamt also tatsächlich eher eine Variante als eine echte Innovation.

 

Star Trek III: The Search for Spock
[Complete Motion Picture Soundtrack]

Leonard Nimoy, der schon den dritten Film inszenierte und ihn zum großen Hit machte, bekam für " The Voyage Home" quasi Narrenfreiheit und so entschied wohl auch er mit, den Komponistenstuhl neu zu besetzen. Eigentlich schade, denn schließlich kann man die Teile II-IV als eine lose Trilogie bezeichnen und ein einheitlicher Musikstil hätte dafür harmonischer gewirkt.

Aber Nimoy vergab die freie Stelle an einen guten Freund, Leonard Rosenman, einem zweifach Oscar prämierten Komponisten, der schon die beeindruckende Musik zu Bakshis "Herr der Ringe" Adaption beisteuerte. Rosenman schrieb einen sehr wiedererkennbaren und beeindruckenden Score, genau seinen Stil fortsetzend und in keiner Weise an seinen Vorgängern orientierend.

 

Star Trek IV: The Voyage Home
[Complete Motion Picture Soundtrack]

Er gab Star Trek den Eröffnungsmarsch wieder und insbesonders die Orchestrierung lässt Reminiszenzen an das Herr der Ringe Thema erkennen. Rosenman zeigt auch seinen Liebe zum Barock indem er Kirk und Co. mit einem furiosen Trompetenallegro durch Klinikflure eilen lässt. Insgesamt sticht der Score tatsächlich stark hervor und viele Stimmen sagen sogar, dass er teilweise deplatziert ist. Aber Kirk und seine Crew sind in San Francisco der Gegenwart auch deplatziert und trotzdem wird der Film geliebt wie kein anderer. Rosenman wusste, was er tat und komponierte mit einem Augenzwinkern wohl den persönlichsten Star Trek Score von allen.

 

Star Trek V: The Final Frontier
[Complete Motion Picture Soundtrack]

Man kann nur spekulieren, warum für "The Final Frontier", dem 5. Film und gleichzeitig William Shatners Regiedebut bei Star Trek wieder Jerry Goldsmith den Komponistenjob bekam. Schließlich hat Paramount versucht, nach dem ersten Teil alles anders zu machen und das Franchise in eine komplett andere Richtung verschoben.

Vielleicht für einige zu weit, denn nach dem 4. Teil wurden schon Stimmen laut, dass dieser etwas zu klamaukig geriet und fast schon wie eine Parodie wirkte. Das Skript zu dem Film behandelte auch Themen, die von der Musik wieder Größe und eine mystische Komponente verlangten und damit war man bei Goldsmith nie an der falschen Adresse.

Goldsmith schrieb, aufbauend auf seine vorhandenen Themen einen tatsächlich teilweise ominösen Score auf. Da das Orchester, wohl aus Budgetgründen; etwas ausgedünnt wurde, klingen das Hauptthema und Actionsequenzen etwas dünn. Goldsmith gleicht das mit geschickten Einsatz von Synthesizern aus und ein neues Thema, das sowohl die sagenumwobene "Grenze" als auch das Wesen, was sich hinter ihr befindet darstellen soll, ist wunderbar gelungen.

Star Trek VI: The Undiscovered Country
[Complete Motion Picture Soundtrack]

Star Trek kränkelte nachdem der 5. Teil nicht sonderlich erfolgreich lief und um das Franchise auf Touren zu bringen wurde wieder Nicholas Meyer ins Boot gebracht. Frischer Wind zum 25 jährigen Jubiläum von Star Trek.

Den brachte auch Cliff Eidelman mit, der ähnlich wie James Horner ein Jahrzehnt vorher mit noch wenig Erfahrung aber großem Elan an die Sache ging. Sein Hauptthema besteht aus einer rhythmischen Trompetenfanfare mit einer ruhigeren Streicherbegleitung. Das ist zunächst nicht so eingängig wie es dem Ohr lieb wäre aber Eidelman ist ein sehr gute Strukturierer und Verarbeiter und so kann er das Thema und ein kurzes Actionmotiv mit dem ruhigen "Hoffnung auf Frieden" Thema sehr schön ineinandergreifen. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr der Soundtrack schon nach moderner Stampfactionmusik klingt und doch darüber noch interessante Entwicklungen vorgehen.

 

Das sollte es nun gewesen sein für die Originalcrew. Captain Picard und die neue Enterprise warteten im Film "Generations" auf die Stabübergabe.

Nun war es also an der Zeit zu beweisen, dass die neue Generation auch Star Trek erfolgreich ins Kino bringen würde. Heute wissen wir, dass das nur teilweise gelungen ist. Wie es musikalisch ausging, erfahrt ihr im zweiten Teil meiner kleinen Retrospektive. Warum ich mich dabei eigentlich nur um drei Komponisten kümmern muss, wird mich dabei auch beschäftigen.

 Frank Rinsche

Alle bisherigen Artikel unserer Serie sind unten in der Tabelle verlinkt


Teil 0
Take-Off

treklogo

Teil 1
Star Trek - the motion picture (1979)

tmp01

Teil 2
Star Trek II - The wrath of Khan (1982)

khan05

 

  Teil 3
Star Trek III - The search for Spock (1984)

st03 06

Teil 4
Star Trek IV - The voyage home (1986)st04 10

Teil 5
Star Trek V - The final frontier (1989)stV 07

  Teil 06
Star Trek VI - The undiscovered country (1991)
VI 05

Teil 6,5
Star Trek - The music of the Universe I  
STsoundtracks02

Teil 07
Star Trek VII - Generations

st07 09