„Wieso diese Einleitung?“ mag sich jetzt der ein oder andere Leser fragen und die Antwort darauf hat etwas mit Ehrlichkeit zu tun. Denn es fällt mir als Kritiker durchaus schwer einen neuen Film mit Sean Penn zu bewerten, da ich mich tief in meinem Herzen durchaus als Fan bezeichnen muss. Alleine seine Verpflichtung, oder besser die Tatsache, dass er sich für ein Drehbuch entschieden hat, sorgt dafür, dass es mir schwer fällt einen kritischen Blick zu behalten.

Glücklicherweise gibt es aber auch noch Filme wie „The Gunman“ (2015), in dem Penn den  Auftragskiller Terrier spielt, der bereits in der Anfangssequenz des Filmes den Bergbauminister des Congo erschießt. Dies führt zu Unruhen im ohnehin gebeutelten Land und auch dazu, dass Terrier für einige Jahre untertauchen und somit auch seine Freundin (Jasmine Trinca) und sein bisheriges Leben hinter sich lassen muss. Als er einige Jahre später wieder in den Congo zurückkehrt wird er auch sofort von Killern gejagt. Es beginnt eine actionreiche Verfolgungsjagd durch (aus amerikanischer Sicht) exotische Lokalitäten wie London und Barcelona.

Hat man zu Beginn des Filmes noch Hoffnung, dass er sich zu einem spannenden Politthriller mit sozialer Komponente entwickeln würde, so wird dem Zuschauer spätestens nach dem dritten blutigen Schusswechsel klar, dass er sich in einem weiteren dürftig gestrickten Actionfilm befindet. Zwar sind die zahlreichen Ballereien durchaus interessant und schmissig inszeniert, die Handlung des Filmes hangelt sich aber an furchtbaren Klischees entlang, die Figuren stammen aus dem Drehbuchcomputer und an die Stelle von Spannung treten eine Anzahl roter Heringe, die keinerlei Relevanz besitzen und nur dazu dienen, die Protagonisten von einem Ort zum nächsten zu bringen.

Penns Charakter ist dazu dann auch noch mit einer seltenen Krankheit gestraft, die dafür sorgt, dass er immer wieder wenn es wieder einmal offensichtlich ist, dass er eigentlich in der Lage sein müsste die angreifenden Killerhorden in blutige Wolken zu zerballern, zu Tage tritt und ihn für wichtige Spannungssekunden mit Schwindelanfällen und Parkinsonattacken versorgt. Seine Freundin dient den ganzen Film über nur dazu in gefährliche Situationen zu geraten, aus denen sie Terrier glücklicherweise immer gerade noch rechtzeitig befreien kann. Puhh, da haben wir aber Glück gehabt.

„The Gunman“ ist als Ballerfilm genau das was Roland Emmerichs Filme im Katastrophenfilmgenre sind. Ein auf das Nötigste reduziertes Spektakel ohne irgendwelchen Tiefgang, dessen Charaktere, Handlungsstränge und Spielorte komplett austauschbar sind. Leider verzichtet der Film dabei aber, ganz im Gegensatz zu den Werken des Weltzerstörers aus Sindelfingen, komplett auf Ironie und versucht – nicht zuletzt durch die wirklich gute Performance von Sean Penn – als ernsthafter Film durchzugehen.

Sicherlich wird der Film schnell wieder vergessen werden und auch Penns Karriere kann solch eine kleine Beule vertragen, das alles bringt mir aber die verschwendeten 115 Minuten nicht zurück. Da kann ich nur hoffen, dass ich zumindest dem ein oder anderen Leser diese Qual erspart habe.


RATING:
IMDB-Rating           5,8/10
Mein Rating             3,0/10