BR01Battle Royale (2000)

Batoru rowaiaru

Regie: Kinji Fukasaku

Darsteller: Tatsuya Fujiwara,
Aki Maeda, Takeshi Kitano

Kamera: Katsumi Yanagijima

 

Ab 28. April unzensiert auf BluRay

 

Dieser Film hat es in Deutschland wirklich nicht leicht gehabt. In der Hochzeit der perfekt abgestimmten Zensur-Maschinerie wurde der Film wie üblich zunächst nur übelst zusammengeschnitten auf den Markt gebracht. Trotzdem gab es nur eine SPIO Freigabe und damit für die Bundesprüfstelle ausreichend Anfangsverdacht um noch einen Deckel oben drauf zu indizieren.

Worauf die Heimat wieder einmal gerettet war.

br05Aber anstatt in der schmuddeligen Versenkung zu verschwinden, wagten es doch tatsächlich irgendwelche Fürsprecher, diesen Film noch einmal herauszubringen und dann auch noch in einer ungeschnittenen Version. Für die Zensoren war das aber noch kein Problem, sie schwenkten einfach auf Plan B oder genauer gesagt „Liste B“. Diese heimliche Liste erfüllt zwar, außer ihrer Nicht Öffentlichkeit, keinerlei Zweck, bildet aber als Kloake der BPjM einen Pool, in dem Staatsanwälte bei Bedarf fischen können, falls sie mal wieder einen Erfolg benötigen. Und so kam es, dass knapp zwei Jahre später sich die Staatsanwaltschaft Fulda den Film angelte und das zuständige Amtsgericht die Beschlagnahme durchwinkte.

Die Heimat war wieder einmal gerettet.

Aber wieder stieß man auf Widerstand! Die Herausgeber legten doch tatsächlich Revision ein und nur ein halbes Jahr später drehte doch tatsächlich der Wind und der Film wurde wieder legal. Aus dem damaligen Lüftchen der Hoffnung wurde wie allgemein bekannt zwischenzeitlich eine leichte Brise, so dass nach fast elf Jahren der Film nun tatsächlich auch vom Makel der Indizierung befreit wurde. Einer FSK Freigabe stand nun nichts mehr im Wege und ist zwischenzeitlich auch erfolgt.

Zur Feier des Tages erfährt der Film derzeit noch eine kleine Kinoauswertung bis er dann am 28. April auf BluRay erscheint.

Der für diesen Film an den Tag gelegte Aufwand ist also schon recht bemerkenswert. Da wundert es schon ein wenig, dass er im Fandom keinesfalls auf ungeteilte Zustimmung trifft sondern relativ kontrovers gesehen wird. Aber schauen wir ihn uns doch einfach mal an.

br02Wir befinden uns in einer distopischen Zukunft mit hoher Arbeitslosigkeit und einer hoffnungslosen [sic] Jugend, deren Disziplinlosigkeit der herrschenden Klasse ein Dorn im Auge ist. Als Gegenmaßnahme wird regelmäßig eine Schulklasse ausgewählt, sich bei einem „Battle Royale“ zu bewähren gegenseitig zu massakrieren.

Hierzu werden sie auf eine verlassene Insel geschafft, bekommen zur Disziplinierung ein Ortungshalsband mit Explosionsfunktion sowie einen Military-Pack mit individueller Waffe. Nach drei Tagen darf nur noch einer am Leben sein oder alle noch Übrigen werden liquidiert. Spielleiter ist ein alter Lehrer von ihnen und los geht’s!

Die Idee ist ja nun beileibe nicht neu. Aber das muss ja nichts heißen. Der Hauptunterschied gegenüber anderen Katz und Maus Filmen liegt in der Unzahl der involvierten Charaktere. Anstatt sich auf fünf bis sieben Personen zu konzentrieren, steht hier eine ganze Schulklasse mit 42 Opfern auf der Liste. Dadurch ist der Body Count zwar angenehm hoch, die Charakterisierung der Figuren allerdings sehr holprig.

Der wahrlich nicht unerfahrene Regisseur Kinji Fukasaku wählte einen sehr direkten Erzählstil, wie er oftmals in Animes zu finden ist. Das funktioniert eigentlich ganz gut, da aber Realbilder zumeist keine optische Brechung wie Animationen bieten, erscheinen manche Szenen leider recht peinlich. So wirkt zum Beispiel die Maschinenpistole mit dem Zaubermagazin, welches genauso viele Schüsse enthält wie benötigt, einfach nur lächerlich.

br03Leider sieht man dem Film auch permanent seinen chronischen Geldmangel an. Lediglich an Schauspielern mangelt es nicht. Vielleicht spielten sie alle für einen Teller Suppe am Tag, denn allein die Anzahl der Soldaten, welche die Sets regelrecht zustellen, ist schon beachtlich. Tricktechnisch bietet der Film soliden Splatter, nicht übermäßig kreativ, aber immerhin.

Auf der anderen Seite sind viele Ideen und Handlungsstränge echt gut und machen diesen Film mit seinen Ecken und Kanten auf seine eigene Art wieder rund. Nicht unbedingt hochklassig, aber schon mit einem gewissen Charme.

Die wahre Stärke des Films liegt aber in seinem Identifikationspotential der Figuren, was vielleicht auch die Erklärung für die kontroverse Sichtweise ist. Jenseits der Insel geht es im Film um den Kampf der Jugend gegen die zerstörerische Welt der Erwachsenen. Das Ziel, mit Solidarität das böse Spiel zu durchbrechen, um letztendlich aus dem System auszubrechen. Das Ganze noch mit der romantischen Idee verknüpft, sich heldenhaft dem Unüberwindlichen zu stellen.

Da solche Gefühle mit steigendem Alter stetig abnehmen, können jüngere Zuschauer dem Film weitaus mehr abgewinnen, als ältere Semester, die ihre Träume nach und nach durch Lebenserfahrung ersetzten.

br04Letztendlich ist Battle Royale ein kleines Kuriosum, welches sich gut in die Reihe „Jeder-Gegen-Jeden“ einfügt und dabei überproportional viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Dazu kann er sich sogar (wohl oder übel) als ein Wegbereiter für The Hunger Games sehen.

Fans mit einem Hauch von Anstand werden die Mühe mit denen der Streifen hier veröffentlicht wurde mit einem Kauf würdigen. Und einen unterhaltsamen Film gibt es kostenlos dazu.

Sören

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