ranger01Power Rangers (2017)



 

Regie: Dean Israelite

Darsteller: Dacre Montgomery
Naomi ScottElizabeth Banks,
Bill HaderBryan Cranston

 

 

ab 3. August auf DVD/BluRay

 

 

Der längste zweite Akt der Filmgeschichte

 

Power Rangers, seines Zeichens ein weiterer als Film getarnter Klumpen fehlgeleiteter Nostalgie, welche dieses mal sogar ein Stück Retrokitsch aus meiner eigenen frühmedialen Entwicklung aufgreift, ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die größere Bedeutung eines sauberen drei Akt Screenplays. Im Verlauf der ersten Dreiviertelstunde schafft es der Film, seinen gelinde gesagt albernen Sourcematetrials zum trotz, einen interessanten kleinen Actionfilm auf die Beine zu stellen. Getragen von einer fast überambitionierten Regie, durch Dean Israelite, und einem mit mitreißendem Charme und Charisma ausgestatteten Hauptcast (an dieser Stelle sei lobend erwähnt, dass Power Rangers all die Ethnische und sexuelle Diversität, welche Disney sich seit Wochen als Werbegag auf die Fahnen schreiben, in einer, für Blockbuster leider eher unüblichen, Selbstverständlichkeit abliefert.) entwickelt der Film ein Momentum das sich selbst durch einen äußerst holperigen, wenn auch gleichermaßen unvermeidlichen, Expositiondump gegen Ende des ersten Aktes nicht aufhalten lässt.

power rangers image 1Die Charaktere werden vorgestellt, ein Hauptstorythread und individuelle Characterarks werden etabliert. Freilich kann die große Monsterklopperei, wie sie die DNA des Quellmaterials nun mal verlangt, erst stattfinden wenn jeder der fünf Teenies sich selbst gefunden hat. Das mag nun vorhersehbar klingen, hat allerdings in Originstorys, welche mehrere Charaktere gleichzeitig definieren wollen, eine lange und erfolgreiche Historie. Bei Guardians of the Galaxy hat schließlich auch Niemand gejammert. Letztlich laufen die Pfade der fünf hormongeplagten Superhelden in einem Setpiece, welches noch deutlicher das Ende des zweiten Akts markiert als seinerzeit das „wir stehen jetzt mal alle im Kreis“-Ding im zuvor erwähnten Guardians. Jeder Zuschauer ist sich bewusst darüber, dass die Fünf jetzt endlich jeder Ihren eigenen John Hughes Film hinter sich lassen werden, damit wir den Gesamtwert an Riesenrobotern und Explosionen endlich aus dem roten Bereich raus bekommen. Also jeder außer dem Film weiß das. Zwar findet das erwähnte Setpiece statt, allerdings dauert der zweite Akt danach noch weitere unerfindliche 30 Minuten an.

30 Minuten von solch beachtlicher Belanglosigkeit, dass man als Zuschauer wenn der Kung-Fu und Monsteroverkill, für den man ja letztlich hier im Kino ist, anfängt schon fast keine Begeisterung, für das schier lächerlichen Levels an Cheese das einem um die Ohren gehauen wird, mehr aufbringen kann. Die Actionszenen, so denn sie dann mal kommen, sind bunt wie Skittelkotze, weitestgehend albern und durchgehend von unpassender Musik unterlegt. So in etwa muss Pacific Rim auf LSD wirken. In diesen Sequenzen ist der Film, zumindest aus meiner verklärten Perspektive der relevanten Zielgruppe, eine ziemlich gute Approximation der ursprünglichen Power Rangers. Trashfaktor mit inbegriffen. (Insbesondere Elizabeth Banks sollte für Ihre Performance mit dem Nick-Cage-Overacting-Gedenkpreis bedacht werden.) Ich würde dennoch, oder gerade deshalb vermuten, dass diese Stilistik keine Freunde im Mainstream finden wird. Es gibt schließlich einen Grund weshalb Bays Transformers und TMNT sehr angestrengt nicht nach Ihren Vorlagen aussehen. Der Durchschnittszuschauer ist im Normalfall recht ironieresistent bei solchen Sachen.

elizabeth banks rita repulsa in power rangers movieLetztlich ist Power Rangers ein ambitionierter kleiner Actionfilm, der sich deutlich zu lange mit belanglosen Teenagerdrama aufhält und vielleicht ein Wenig zu cheesy für sein eigenes Wohl ist. Und wenn diese Beschreibung nicht Power Rangers ist, dann weiß ich es auch nicht.

 

 

Trashbox

 

 

 

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