7days quer

Du lebst noch 7 Tage

(Deutschland / Tschechien / USA 2000)

Regie: Sebastian Niemann

Drehbuch: Dirk Ahner

Musik: Egon Riedel

Darsteller: Amanda Plummer, Sean Pertwee, Nick Brimble

 

7daystolive 007Zuerst einmal das Negativste vorab. Bei „7 Days to live“ handelt es sich wieder einmal mehr um eine deutsche Horrorproduktion, die sich alle Mühe gibt zu verbergen, dass sie aus deutschen Landen stammt, was es natürlich um so relevanter macht, dass wir den Film im Zuge unseres Specials übe rdeutsche Genreproduktionen besprechen.

Regisseur Sebastian Niemann ist auf alle Fälle offensichtlich ein großer Fan des Horrorgenres, was er bereits mehrfach mit außergewöhnlichen Filmen bewiesen hat. So war sein TV-Film „Biikenbrennen“ aus dem Jahr 1999 eine schöne düstere Geschichte aus dem hohen Norden, die geschickt deutsche Volkssagen und Gruselgeschichten in deutlich an John Carpenters „The Fog“ angelehnte Bilder packte und tatsächlich damals, ob einer Erstausstrahlung um 19:30 Uhr für einen kleinen Skandal sorgte. Selbst in seinem vielleicht kommerziell erfolgreichsten Film, der Kinderbuchverfilmung „Huih Buh“ (ebenfalls geschrieben von Dirk Ahner) gab es überraschender Weise deutliche (und ziemlich drastische) Anleihen bei Tim Burtons „Beetlejuice“ – man merkt also, dass wir es hier mit einem genreaffinen Regisseur zu tun haben, der zumindest die Klassiker, mit denen er aufgewachsen ist kennt und liebt.

7daystolive 004Das ist dann auch gleichzeitig das Beste und Schlechteste an „Du lebst noch 7 Tage“, was sich im Zuge der folgenden Inhaltsangabe deutlich zeigt.

Der Film beginnt damit, dass zwei Polizisten in einem einsamen Landhaus eine weibliche Leiche finden, die scheinbar vor einem laufenden Fernseher „ertrunken“ ist, während ihr Ehemann verstört in einer Ecke des Zimmer sitzt und offensichtlich geistig nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Eine schicke Kamerafahrt auf den schreienden Überlebenden leitet uns in einen Vorspann, der aus einer Kamerafahrt über einen ziemlich verwesten mesnchlichen Kadaver besteht und es bedarf eigentlich kaum der Titeleinblendung um zu erkennen, dass sich der komplette Anfang auf den damals recht populären Film „Seven“ von David Fincher bezieht.

7daystolive 003Nun wird es Zeit unsere Protagonisten kennen zu lernen, ein Ehepaar namens Ellen (Amanda Plummer) und Martin Shaw (Sean Pertwee) die „Heute“ (also im Jahr 2000) in genau das unheimliche Haus vom Anfang ziehen, da Martin Schriftsteller ist und in Abgeschiedenheit und Ruhe an seinem neusten Werk (The Shining?) arbeiten will. Während Martin mit seinem Freund den übergroßen Schreibtisch ins Haus trägt, verletzt er sich an einem aus „Hellraiser“ übrig gebliebenen Holzsplitter in einem Türrahmen. Bei der darauffolgenden Pause in der Küche leitet ein zufällig im Radio laufender Song eine Erinnerungsequenz ein, in der wir erzählt bekommen, dass der Sohn der Shaws vor einiger Zeit beim Frühstück erstickt ist – genau wie damals die titelgebende Julia in „Julias unheimliche Wiederkehr“ (The haunting of Julia/Full Circle, 1977), um präzise zu sein, fast schon ZU genau wie in der alten Peter Straub Verfilmung.

7daystolive 009Und so geht der Film dann seinen vorhersehbaren Weg. Zuerst gibt es ein Bild, dass sich analog diverser japanischer Grusler bewegt, dann beginnt der titelgebende Countdown, der – zugegeben – die ersten drei Male recht überraschend eingesetzt, aber im Bezug darauf, dass der japanische „The Ring“ gerade mal zwei Jahre zuvor große Wellen geschlagen hatte, auch nicht wirklich originell ist. Logisch auch, dass Martin jetzt langsam abdreht und sich in eine Art verschwitzten Jack Nicholson verwandelt, während Ellen Visionen ihres verstorbenen Sohnes hat. Langsam begreift sie nun was vor sich geht und beginnt Nachforschungen anzustellen. Sie findet in einem seltsamen Buchladen (in dessen Schaufenster man auch prominent eine Erstausgabe von“The Shining“ sehen kann) ein Werk, dass ihr Hinweise gibt, aber überraschender Weise NICHT das Nekronomicon oder das Buch Eibon ist, zieht dem mürrischen alten Polizisten aus der Pre-Title Sequenz den Verbleib des verrückten Ehemannes aus derselben aus der Nase, besucht diesen in einem „Silence of the lambs“-Irrenhaus und...und...und.

7daystolive 006Am Ende stellt sich heraus, dass das Haus...ich spoiler jetzt mal nur so viel – Poltergeist – und es kommt zu einem Finale im Keller von Fulcis „The Beyond“, woraufhin das Haus – ebenfalls Poltergeist.

Versteht mich jetzt nicht falsch, der Film ist toll und pfiffig inszeniert, die riesige Kulisse des Hausinneren, die in einem Eisstadion in Prag aufgebaut wurde, beeindruckend und zumindest Amanda Plummer kann in einigen Momenten wirklich ihre Qualitäten zeigen, aber für Genrefans wie usere Leser ist das alles nur eine Nummernrevue aus Versatzstücken, die man schon öfter und zumeist in besseren Filmen gesehen hat. Zusätzlich leidet „7 Days to live“ auch gewaltig darunter, dass ihm die grundsätzliche Konsequenz fehlt auch mal dahin zu gehen, wo es weh tut und er so wie ein typischer PG13-Grusler daherkommt, wie es sie mittlerweile gefühlt tausendfach gibt.

7daystolive 001Laut Audiokommentar auf der – gut gefüllten – DVD, war es dem Duo aus Regisseur und Drehbuchautor ein Anliegen, dass sich der Film langsam Richtung Finale steigert und tatsächlich funktioniert die erste halbe Stunde mit ihrem langsamen Aufbau auch wirklich gut. Man lernt unser Protagonistenpaar kennen, bekommt ihre Eheprobleme mit und findet beide ziemlich sympathisch. Ebenso macht es Spaß das Haus und die vielen kleinen Details zu entdecken mit denen es ausgestattet ist und man hat als Genrefan eine diebische Freude daran, die diversen Zitate zu entschlüsseln. Die Probleme beginnen dann, wenn der Film tatsächlich in Bezug auf Tempo und (vor allem) Lautstärke zunimmt und der Fokus, der halt zu Beginn noch auf den titelgebenden sieben Tagen liegt, sich mehr zu einem „The Shining“-light wandelt. Zusätzlich enpuppt sich die Geschichte, die mit vielen unnötigen Details und falschen Fährten zugepackt ist am Ende als eine Seifenblase und endet in einem unglaubwürdigen Happy End.

7daystolive 008Wie gesagt, das ist für uns Hardcore-Genrefans nur als Trinkspiel in Bezug auf die diversen Zitate wirklich brauchbar, da wäre tatsächlich weniger Liebe zum Genre und ein schärferer Blick auf die eigentliche Geschichte angebrachter gewesen. Ach ja und ein kleiner Schuß Splatter hätte dem Film sicher auch nicht geschadet, schließlich gibt es zumindest zwei Charaktere, die bis zur Mitte des Filmes als wichtige Figuren erscheinen und danach einfach aus dem Film verschwinden. Die hätte man auch gut den „Biikenbrennen“-mässigen Geistern opfern können.

Trotzdem aber halte ich das Duo Niemann/Ahner immer noch für ein Team, dass dem deutschen Genrefilm neue Impulse geben könnte, ich werde ihren neueren Werken, die ich bisher noch nicht gesehen habe auch mal eine Chance geben und Euch an dieser Stelle darüber auf dem Laufenden halten.

dia

 

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