thelovedones The Loved Ones (2009)
Pretty in Blood

 

Regie/Buch:

 

Darsteller: 

 

 

Wenn man nur von der erzählten Geschichte ausgeht, ist das ein reichlich simpler Film. Der schöne Brent lehnt die Abschlussballeinladung der – eher zu der Sorte Graue Maus zählenden – Lola ab und wird deshalb von deren Vater entführt und von ihm und Lola aufs grausamste sowohl psychologisch als auch körperlich gequält.

Aber das Erstlingswerk des Australiers Sean Byrne ist so viel mehr, als dieser kurze Inhaltsabriss vermuten lässt und dafür gibt es viele Gründe.

Da wäre zuerst einmal das Drehbuch (ebenfalls von Byrne verfasst) hervorzuheben, das nicht nur mit den Konventionen des Horrorfilmes, sondern mit nahezu allen denkbaren Filmgenres spielt.

So beginnt „The loved ones“ wie eine typische Highschoolkomödie, wechselt dann ins Jugenddrama, den Psychothriller, legt eine elegante Kurve bis hin zum „Torture-Porn“ hin, wird zum tiefsinnigen und glaubhaften Familiendrama und bleibt bei alle dem eine äußerst unterhaltsame – allerdings weitgehenst rabenschwarze – Komödie.

Absonderlich wird es, wenn man bedenkt, dass neben der Hauptgeschichte auch noch eine andere parallel verläuft, die von Charakteren erzählt, die nicht gerade bei Lola und ihrem verwirrten Paps am reich gedeckten Tisch sitzen dürfen/müssen. 

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Und das alles ist keine unausgewogene Mischpoke, sondern wirkt wie aus einem Guss. Selbst der kleinste und unwichtigste Nebencharakter durchläuft im Verlauf des Filmes noch eine Entwicklung, wodurch speziell der Gegensatz zwischen den horrifizierenden und dramatischen Elementen verwischt.

So vermeidet „The loved ones“ auf fast perfekte Weise sich nur auf die - sicherlich reichlich vorhandenen – Schauwerte zu reduzieren; den Zuschauer interessiert hier mehr, als nur welche Körperstelle unseres Helden als nächstes mit scharfen, heissen oder spitzen Instrumenten bearbeitet wird.

Ein andere Punkt, der „The loved ones“ aus dem Wust der Billigfilme hervorhebt ist seine Besetzung. Nehmen wir zum Beispiel mal Xavier Samuel, der den Brent spielt. Bekannt geworden ist der junge Australier durch seine Rolle im Film „Twilight“, einer Folge der so erfolgreichen Teenievampirschmonzette „Biss zum Abwinken“ (oder wie immer die heissen). Hier allerdings spielt er einen bedeutend echteren und lebendigeren Charakter, denn obwohl er natürlich wieder (zumindest am Anfang) auf sein gutes Aussehen reduziert wirkt, hat Brent doch etwas mehr zu bieten. Er fühlt sich unter anderem schuldig am Tod seines Vaters und hat deshalb begonnen sich schicke Muster in die Arme zu ritzen. Es ist ihm sehr wohl klar, dass das nicht normalen Verhaltensmustern entspricht und so versucht er durch Freeclimbing – inklusiver gewollt herbeigeführter naher Todeserfahrungen – und die Liebe zu seiner Freundin wieder auf einen geraden Weg einzuschwenken.

Auch die psychopatische Lola (großartig Robin McLeavy) ist weit mehr als die typische verstörte Teenagerin. Neben ihrer Sucht nach Zuneigung, die sie zugegeben etwas seltsam auslebt, hat sie auch mehr als nur töchterliche Gefühle für ihren Vater, der widerum komplett in ihrem Bann zu stehen scheint.

Wie schon erwähnt, jeder Charakter –und sei er noch so unwichtig– bekommt hier eine komplette Vergangenheit verpasst, in dieser Beziehung wirkt „The loved ones“ fast schon wie ein Indiedrama.

Loved Ones

Auch von der technischen Seite gibt es am Film nichts auszusetzen und der Einsatz der Musik ist beeindruckend. So wird Kasey Chambers Edelschnulze „Am I pretty enough“ zum Maintheme des Films und verlässt den Zuschauer für lange Zeit nicht mehr. Um genau zu sein werde ich den Song nie wieder hören können, ohne an ein blutbeflecktes rosa Kleid denken zu müssen.

„The loved ones“ ist mit Abstand einer der besten Horrorfilme der letzten zehn Jahre und bringt selbst den abgebrühtesten Zuschauer noch das ein oder andere Mal zum Schlucken. Das er dabei niemals seine dramatische und auch humoristische Seite vernachlässigt gibt ihm einen extrem hohen "Wiederguckwert".

Also - schmeisst die Scheibe doch einfach nochmal rein. :) 

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hallo

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