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Jack Reacher:
Never go back (2016)

Jack Reacher: Kein Weg zurück

oder Mein Kinoabend mit Höhen und Tiefen

Regie:
Edward Zwick

Darsteller: Tom CruiseCobie Smulders

 

Seit 10. November im Kino


Vorgeschichte
Review

 


Vorgeschichte


 

Als Paramount Pictures verlauten ließ, dass Jack Reacher zurück auf die Leinwand kommen würde, war meine Freude gross.

Als dann aber die Einladung zur Pressevorführung ins Haus flatterte, war der Chrischi weniger begeistert. Das lag nicht an der freundlichen Email, sondern an meinem fucking Fulltime-Job, der mir den Besuch dieser Vorstellung verwehrte. Morgens um 10 muss ich halt wochentags buckeln.

Jetzt, wo der Film offiziell gestartet ist, wollte ich einen neuen Versuch wagen.

Martin, ein Kumpel aus Kindertagen, mit dem ich bis heute in Kontakt bin, wollte mich begleiten. Also flugs dem Frauchen mitgeteilt, dass sie am Freitag abend alleine die (mittlerweile 7jährigen) Babies sitten dürfe. Im Gegenzug sollte ich die Monster des Grauens am Samstag abend bewachen, damit Madame einen Saunaabend mit Freundin verbringen konnte.

Endlich war der Freitag gekommen und Chrischis Feierabend nahte. Da ich dem Dia den Zocki der Woche bereits zur Samstagsveröffentlichung geschickt hatte und auch die „Lisa und der Pfui Deibel“ bereits geschrieben waren, blieben somit keine Verpflichtungen mehr nach. Jack konnte kommen. Und auch den Jumbo-Cocktail in der Bar neben dem Kinocenter konnte ich kaum erwarten.

Doch was kam war eine WhatsApp-Nachricht vom Martin.

„Tut mir leid….Ich schaffs nicht…BlaBlaBla…Mimimi…“

FUCK!

Die Abendplanung war dahin.

(Vielleicht sollte ich meinen langjährigen Kontakt nochmal überdenken)

Also Bordcomputer meines Opel Corsa mit Heimkoordinaten gefüttert.

Als ich zuhause ankam, ereilten mich irritierte Blicke. La Familia hatte es sich bereits auf der Couch bequem gemacht um mit „Polar-Express“ die Weihnachtssaison zu eröffnen.

Doch Pixel-Tom Hanks ist kein Ersatz für Knochenbrecher-Tom Cruise.

Also gab ich dem Weihnachtsmann und meiner Familie, kaltherzig wie ich nunmal bin, einen Korb, schwang mich ins Auto und machte mich auf den Weg, um einen Solo-Kinoabend zu verbringen.

jackcartoon01Die Parkplatzsuche verlief ungewohnt erfolgreich für einen Freitag Abend (das Kino befindet sich in Lübecks Innenstadt umringt von Kneipen und Restaurants, da ist ein Parkplatz nicht unbedingt selbstverständlich).

Den Pre-Kino-Cocktail hab ich mir allerdings geschenkt. Allein in der Bar sitzen musste ich zum Einen nicht (I´m not Bukowsky), zum Anderen drängte die Zeit mittlerweile.

Doch an der Kinokasse gabs dann wieder eine gute Nachricht:

CineStar-Kartenbesitzer wie Meinereiner durften Jack Reacher für läppische 7 Euro besuchen kommen.

Da neben der Alkohol- auch die Abendbrotaufnahme zu kurz kam, musste der Snacktresen zur Nahrungsmittelergänzung dienen.

Eine kleine Portion Nachos mit Käsesauce und ein Köstritzer, so stellt man sich doch ein gelungenes Mahl aus der Küche eines Sternekochs vor.

Doch der freundliche Schüler mit Nebenjob, der mich trotz Hungerlohn freundlich bediente, machte mir ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte.

jackcartoon02„Nehmen Sie statt einer kleinen Portion Nachos die grosse Portion. Wird dann billiger.“

Billiger klang gut. 9,99 Euro für ein paar pappige, gepresste Mais-Glumatat-Scheiben mit Analogkäsepampe und Dunkelbier zum runterspülen – wer kann dazu schon Nein sagen? Irgendwas muss Einen doch umbringen.

Somit war dann auch die Verpflegung deutlich teurer als der eigentliche Kinobesuch.

Bei Eintritt in Kinosaal 6 musste ich dann feststellen, dass mir der Kasper an der Kinokasse einen Platz an der Wand zuteilte. Gleich daneben sass ein fettköpfiges Nilpferd mit Popcorneimer bewaffnet.

Nein danke, dachte ich mir und nahm in einer der vorderen Reihen platz (die ersten 3 Reihen blieben bis auf meine Wenigkeit komplett leer, während die hinteren Ränge an Massentierhaltung erinnerten).

Kaum hatte ich mich meiner Jacke entledigt und das Smartphone auf lautlos gestellt, begann auch schon die Werbung.

Und hier eine Frage an die verehrte Leserschaft:

Ist das eine spezielle Lübecker Kinoeigenschaft oder läuft die Werbung in allen deutschen Kinos so leise, als läge Oppa Nebenan im Sterben und man wolle die Angehörigen nicht stören?

jackcartoon03Klar, der Pöbel muss quatschen, sobald er seinen breiten Arsch im mäßig komfortablen Kinosessel niederlässt. Dann hält er während der Hauptvorstellung vielleicht die Fresse. Wäre mir im Prinzip auch egal, was der Sprecher auf der Leinwand über „Autolackierer Jürs“ (lol) zu sagen hat. Doch zwischendurch wird der belanglose Werbescheiss auch von Filmtrailern unterbrochen. Und da hätte ich schon gerne verständlichen Ton.

Wobei, eigentlich dachte ich, dass man die Aldi-Werbung mit Pleitegeier Zeus nicht unterbieten kann. Doch dann kam DER Trailer. Nicht irgendein Trailer, sondern DER.

Til Schweiger, Kassenmagnet und bekannt für seinen Blockbuster „Tschiller: Off Duty“, zusammen mit Retorten-Schweiger Matthias Schweighöfer, Michael „Bully“ Herbig, der ja zuletzt mit Granaten wie „Buddy“ (hat den irgendjemand freiwillig gesehen) auf sich unaufmerksam machte und zu guter Letzt Jan Josef Liefers, der für Geld scheinbar alles dreht. Alle zusammen in einem Film namens „Vier gegen die Bank“ von Wolfgang „Hollywood-gibt-mir-keinen-Job-mehr“ Petersen.

Wem dieser Titel vertraut vorkommt, dem sei gesagt, dass Petersen diesen Film bereits vor 40 Jahren schonmal gedreht hat. Ein Mann remaked sich rot.

Und der Trailer verspricht die schönsten, abgedroschensten Gags seit Langem. Ich weiss nicht, ob ich weinen oder lachen soll.

Nach einer gefühlten Ewigkeit (exakt 28 Minuten) Werbung kam dann endlich die erlösende Eisverkäuferin.

Nein, danke. Mir war schon schlecht von der Maispappe und der mittlerweile erkalteten Pseudo-Käsecreme.

Danach wurde es endlich dunkel im Saal und der Ton wurde auf „wahrnehmbar“ hochgestellt. 

Doch vom Film keine Spur.

Stattdessen gab es nun einen Trailermarathon. Angeführt vom obligatorischen „Rogue One“-Trailer, den wohl mittlerweile die ganze Weltbevölkerung gesehen hat.

Gefolgt von gealterten X-Männern und in Standardblau gefilmten Schlampiren, die gegen Werwölfe in den Krieg ziehen gabs im Westen nichts Neues.

Leider kann ich nicht alle Trailer genauer bestimmen, denn das Bier führte zu vermehrtem Harndrang, wodurch ich bestimmt zwei bis drei weitere tolle Trailer verpasst habe.

 


Review


 

jack 02Pünktlich zum Filmbeginn nahm ich meinen Platz jedoch wieder ein.

Und was soll ich sagen?

Es folgten 2 Stunden kurzweilige Krach-Bumm-Action.

Die Story war austauschbar (Jack besucht weiblichen Major – Major wegen Hochverrats verhaftet – Jack ermittelt – Jack gerät mit in die Schusslinie – Beide flüchten – Jack tötet sich durch den Cast….). Aber wer hier nichts Originell-Neues, sondern einfach nur einen gradlinigen Actionthriller Marke Hollywood erwartet, wird nicht enttäuscht.

Cruise, der zwar den Roman-Reacher körperlich nicht wiedergeben kann (vom zwei Meter Hünen ist er meilenweit entfernt), trifft dessen Persönlichkeit jedoch ziemlich gut.

Co- Star Cobie Smulders, die alle Welt als Stiefmutter aus „How I met your mother“ kennt (Ätsch, Spoiler!), überrascht als Kampfamazone mit Ausstrahlung.

Insgesamt ist die recht zahlreiche Action sehr gut inszeniert, wenngleich diese, im Gegensatz zum Vorgänger, diesmal schnellgeschnitten, aber nachvollziehbar daherkommt.

Rocken tut sie allemal.

Bei Regisseur Zwick, der mit Cruise schon den grossartigen Last Samurai inszenierte, hab ich aber auch nichts anderes erwartet.

Einzige Enttäuschung:  Hauptantagonist Robert Knepper bekam nur wenige Szenen zugeteilt. Sein Handlanger Patrick Heusinger macht dieses Defizit jedoch wieder wett und gibt im finalen Schlusskampf gegen den Scientologen alles.

Das der Film ein PG-13 Rating bekam, merkt man im übrigen eher selten.

Okay, die Kopfschüsse könnten blutiger sein, aber der Bodycount ist hoch und Knochen werden gar zahlreich gebrochen.

Das hieraus resultierende FSK 16 geht durchaus in Ordnung.

Luft nach oben in einem möglichen Extended-Cut ist aber gegeben.

Fazit:

Zweistündige „Auf der Flucht“ bzw im letzten Drittel zu „Auf der Jagd“-mutierende Actionorgie mit Tom Cruise, dessen Reacher wie der kleine, dreckige Bruder von Ethan Hunt wirkt. Alles etwas kleiner als in der unmöglichen Mission, dafür aber bodenständiger und härter. Cobie Smulders überrascht als Kampfmaschine.

Kurzweilig.

Euer Chrischi

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