freaks05Freaks of Nature (2015)
Freaks of Nature

Regie: Robbie Pickering


Darsteller: Nicholas Braun, Joan Cusack
Bob OdenkirkDenis Leary

 

 

Mit „Freaks of nature“ erschien ein Titel bei uns auf DVD, der unter seiner ZomCom-mässigen Oberfläche einiges mehr zu bieten hat und gerade deshalb für etliche Diskussionen sorgte. Nicht jeder ist in der Lage die simple Verpackung zu durchschauen und wirklich – im Genre der Horrorkomödien gibt es witzigeres.

In dem kleinen Städtchen Dillford geht das Leben seinen normalen Gang. Dieses kleine Örtchen, dessen größte Errungenschaft eine Art McRib ist, von dem sich die menschliche Bevölkerung ernährt, könnte man fast als Beispiel für gelungene Integration ansehen. Die ortsansässigen Vampire (ernähren sich von Dosentierblut oder frisch aufgebrühter Blutsuppe) und Zombies (bekommen ihre Brain-Rationen in Sardinendosen geliefert) leben friedlich mit ihren „normalen“ Mitbürgern zusammen. Sicherlich gibt es eine Art Ghetto-Bildung, aber die düsteren Feiern der Vampire, die normalen Tanzveranstaltungen der Menschen und die ghoulischen Fressgelage der Untoten lassen sich schlecht miteinander vereinen. Trotzdem geht es zumindest in der Highschool des Ortes sehr friedlich zu, auch wenn die Vampire sich als echte Bullys erweisen und dank ihrer übermenschlichen Kräfte auch gerne mal die restliche Schülerschaft mobben. Alles läuft also in geregelten Bahnen in Dillford – bis ein großes Raumschiff über dem Ort erscheint. Dieses Auftauchen einer vierten Fraktion lässt das in sich stabile Gefüge aufbrechen. Vorurteile und Hass auf die anderen Parteien sorgen in Windeseile für Chaos, Dillford steht kurz vor seiner Vernichtung.

freaks01Zu Beginn ist „Freaks of nature“ eine nette Highschoolkomödie bei der die „außergewöhnlichen“ Mitschüler in ihrer Gruppendynamik gezeigt werden. Wie eingangs erwähnt erweisen sich die Vampire als die Mobber, die Zombies sind in ihrer allgemeinen Opferrolle und die menschlichen Mitschüler haben halt mit den üblichen Klischees als Middle-Kids zu kämpfen. Neu hingegen ist, dass unser Held Dag (Nicholas Braun) ein Schlag-, ups Base-, ballspieler ist, dementsprechend an der Spitze seiner Gruppe steht und verächtlich auf alle herabsieht die „seiner nicht würdig“ sind. Unter anderem halt auch auf seine Kindheitsfreunde Ned ( Josh Fadem), der sich zu einem echten Computernerd entwickelt hat, und Petra, die mittlerweile mehr von ihm will aber von Dag nur ignoriert wird. Eigentlich ein wirklich unsympathisches Kerlchen unser Hauptprotagonist.

So wie Regisseur Robbie Pickering hier schon in den ersten 15 Minuten die Klischees eines Genres auf den Kopf stellt, so verfährt er halt auch mit all den anderen, die er in dieser äußerlich netten Hommage an die 50er Jahre Invasionsfilme verwurstet. Interessanterweise wird dieser wilde Mix dem Zuschauer aber nie zu viel und spätestens in der Filmmitte wird ihm dann bewusst, dass der Film noch eine ganz andere Ebene hat. Damit meine ich nun nicht den hohen Anteil an reichlich blutigen Splatterszenen, die durchgehend witzig inszeniert sind und mit einem guten Mix aus im Computer generierten und handgemachten Effekten daherkommen.

freaks06Nein, tief unter der süßen und leckeren Glasur, verbirgt sich eine scharfe Füllung – sozusagen ein Berliner (Krapfen) der mit Senf gespritzt ist. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass sich im Film neben den ansehnlich spielenden jugendlichen Hauptdarstellern auch noch einige überraschende Gaststars finden lassen. So spielen unter anderem Joan Cusack und  Bob Odenkirk ein perfektes Elternpärchen mit einem dunklen Geheimnis und  Patton Oswalt hat einen netten Kurzauftritt. Zusätzlich spielt Denis Leary sogar eine der wichtigsten Hauptrollen im Film. Die größte Überraschung ist aber wohl die Verpflichtung von Werner Herzog, der zwar nur als Stimme dabei ist, aber den wohl größten Lacher des gesamten Filmes hat, welcher allerdings in der deutschen Fassung verloren gehen wird.

Kommen wir jetzt aber endlich zur versprochenen Senffüllung, denn wenn das durchaus versöhnliche Ende gelaufen und der letzte Lacher verklungen ist, bemerkt man soeben eine geschickt verpackte politische Allegorie gesehen hat. Speziell in einer Zeit in der sich toupetbedeckten Nazis amerikanischen Präsidentenwahl stellen und Frauen, die für Waffengewalt an Grenzen sind, in deutsche Landesparlamente gewählt werden, zeigt „Freaks of nature“ wie schnell funktionierende Gefüge von solcherlei Einflüssen aus der Bahn geworfen werden können. Selbst Figuren, die aus Frust die Seiten wechseln findet man in dem Film.

freaks02Vielleicht interpretiere ich ja zu viel in „Freaks of nature“ und es handelt sich wirklich nur um eine total unterhaltsame splatterige Komödie, aber irgend einen Grund muss es doch gegeben haben, warum ein Mann wie Werner Herzog dort mitgemacht hat. Ob nun wirklich eine zweite Ebene geplant war, kann uns nur Drehbuchautor Oren Uziel verraten, die Gagdichte seines Buchs zu „22 Jump Street“ und auch dessen Qualitäten erreicht der Film auf alle Fälle.

Für micheine der Genre-Überraschungen des Jahres.

 

 

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