pass02Passengers (2016)

Regie: Morten Tyldum

Musik: Thomas Newman

Darsteller: Jennifer Lawrence,
Chris PrattMichael Sheen

 

Ab 11. Mai auf DVD/BluRay

 

Ein Generationenschiff der Erde ist, mit 5000 im Kälteschlaf befindlichen Passagieren, unterwegs zu einer entfernten zu kolonisierenden Welt. Durch einen Fehler wird einer der Passagiere (Chris Pratt) 90 Jahre zu früh  aufgeweckt. Nach mehr als einem Jahr Langeweile, in dem ihm nur das Gespräch mit dem Androiden-Barkeeper (Michael Sheen) etwas Abwechslung bietet, beschließt er eine weibliche Passagierin (Jennifer Lawrence) ebenfalls aus dem Tiefschlaf zu holen.

Nein, mehr gibt es von mir nicht zur Geschichte, die man – vorausgesetzt man hat einen Hang zur literarischen Science-Ficton - so oder ähnlich bereits einige Male gelesen hat. Die Konflikte zwischen den beiden Hauptcharakteren bewegen sich demzufolge auch in den normalen Bahnen und somit wäre das Verraten der diversen kleinen Plottwists ein Verbrechen am potentiellen Zuschauer.

pass01Aber „Passengers“ lebt halt nicht hauptsächlich von dieser Grundstory, sondern von einer konsequenten und glaubhaften Umsetzung der Idee eines Raumschiffes, dass mit seiner schlafenden Fracht mehr als 120 Jahre durch die ewige Nacht unterwegs ist, um eine neue und entfernte Welt zu besiedeln. Somit ist das Raumschiff selbst, dass mittels intelligenter Extrapolation heutiger Technik, nahezu autark funktioniert, sozusagen der dritte Hauptdarsteller des Filmes. Dieses Schiff ist offensichtlich, durch die verfrühte Erweckung eines seiner Passagiere, um im Vergleich mit einem Lebewesen zu bleiben, verletzt. Diese Verletzung macht sich allerdings erst einige Jahre später wirklich bemerkbar, in denen unsere beiden wachen Passagiere das Schiff ausgehend erkundet und sich darauf eingestellt haben, den Rest ihres Lebens in ihm zu verbringen, was dann im letzten Drittel des Filmes noch einmal zu ein wenig Action führt.

Für die meisten US-Kritiker scheint das nun etwas zu wenig gewesen zu sein, denn die bisherigen Reviews kann man eher als negativ einordnen. Als langweilig und uninteressant wird der Film dort eingeordnet, als dünn die Geschichte bezeichnet. Das ist natürlich Blödsinn, denn wir haben es hier tatsächlich seit langer Zeit mal wieder mit einem intelligenten Science Fiction Film zu tun, der sich am Kern des Genres orientiert und eine Zukunftsvision präsentiert, die logisch nachvollziehbar und bis ins kleinste Detail gut durchdacht ist. Die Geschichte um die beiden Passagiere und ihre Konflikte miteinander ist da eigentlich nur der rote Faden, der uns von A nach B bringt. Die „was wäre wenn“-Frage ist nunmal die Grundzutat einer guten Science Fiction-Erzählung und die sieht man leider viel zu selten im modernen Kino. Zumeist sind Filme, die dem Genre zugeordnet werden, doch eher Western, Krimis oder andere Genrevertreter, die einfach nur in eine Zukunftswelt gesteckt werden, die aber für die eigentliche Geschichte nicht wichtig ist, sondern nur als „Eye-Candy“ funktionieren soll.

pass03Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein – ich bin bekanntlich ja selbst großer Star Wars Fan -, aber manches mal wünscht man sich halt einen Film, der das „Science“ auch mal etwas ernster nimmt und da passt „Passengers“ sehr gut hinein. Ähnlich wie bei Kubriks „2001“ oder Trumbulls „Silent Running“ haben wir es hier mit einem Film zu tun, dessen Haupthandlung nahezu komplett im Inneren eines Raumschiffs spielt und bei dem gerade dieser Schauplatz bis ins kleinste Detail glaubhaft bleibt. Wie großartig diese beiden Filme sind brauchte ich sicher nicht zu erwähnen und dass sie heutzutage als Klassiker gelten, liegt mit Sicherheit auch daran, dass vieles, was dort so „nebenbei“ präsentiert wurde heutzutage zu unserem normalen Leben gehört. Ich bin mir fast sicher, dass auch „Passengers“ in vierzig Jahren als ein Genre-Klassiker gelten wird, denn die Idee, dass die Menscheit irgendwann sich entweder selbst zahlenmässig reduzieren oder ins Weltall expandieren muss wird dann ernsthaft diskutiert werden.

Aber ich schweife ab...

pass05Kommen wir jetzt mal zur rein technischen Seite des Filmes. Logischerweise gibt es an den Leistungen der beiden Hauptdarsteller kaum etwas auszusetzen. Chris Pratt zeigt einmal mehr, dass er so viel mehr kann als nur Blockbustercharaktere darzustellen und das Jennifer Lawrence ihren Oscar 2013 verdient hat, hatte ich nachweislich schon nach ihrer Performance in „Winters Bone“ (2010) vorausgesagt. Sicherlich haben die beiden, wie bereits oben erwähnt, nicht wirklich viel zu tun, aber manchmal ist es tatsächlich schwieriger einen normalen Charakter glaubhaft darzustellen. Ebenso hervorheben muss man Michael Sheen, der als Androidenbarkeeper sozusagen für den Humor zuständig ist und dessen Performance sich, aus naheliegenden Gründen,  komplett auf seinen Oberkörper beschränkt.

Visuell ist der Film ein Fest. Das Raumschiff als solches entspricht in keinster Weise den gewohnten stromlinienförmigen Klischees, sondern ordnet sich designmässig seiner Funktion unter, was für eine nahezu unendliche Menge an interessanten Einstellungen sorgt.

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Die Welt im Inneren des Schiffes, eine für 5000 Passagiere ausgelegte komplett automatisch funktionierende Kleinstadt, ist ebenso glaubwürdig und logisch umgesetzt und – wie bereits erwähnt – der eigentliche Star des Filmes. Der norwegische Regisseur Morten Tyldum schafft es geschickt diese Welt dem Zuschauer ganz langsam und erst nach und nach vorzuführen und erzeugt damit – auch in den eher „langweiligen“ – Sequenzen eine schöne innere Spannung. Letztlich muss man noch auf die wirklich hervorragende Musik von Thomas Newman eingehen, der sich im Laufe seiner nun auch schon fast vierzigjährigen Karriere zu einem meiner Lieblingskomponisten entwickelt hat.

Alles in allem ist „Passengers“ somit ein Film, der sicherlich keine Box-Office-Rekorde brechen wird, den man allerdings sehen sollte, wenn man auch nur den Hauch an Interesse an „echter“ Science Fiction hat. Für Leute, die ihre Portion an Science Fiction mit viel Action und strahlenden Helden brauchen ist er eher nichts.

dia

 

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