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(Deutschland 2016)

 Regie: Wolfgang Groos

Drehbuch: Jan Berger

Musik: Helmut Zerlett

Buchvorlage: Boy Lornsen

Darsteller: Arsseni Bultmann, Jördis TriebelRalph Caspers, Bjarne Mädel, Friedrich Mücke

 

 

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Der hochbegabte Musterschüler Tobbi (Arsseni Bultmann), der deswegen natürlich von seinen Schulkameraden gemobbt wird, findet eines Tages einen abgestürzten Roboter namens R.O.B.344-66/3A – kurz Robbi genannt. Schnell freunden sich die beiden Außenseiter miteinander an. Während der böse Geschäftsmann Sir Joshua (Friedrich Mücke) den beiden ein unfähiges Agentenpärchen auf den Hals hetzt, bauen die Freunde auf einem Schrottplatz mit Hilfe einer freundlichen Rockergang eine Mischung aus Auto, Boot und Flugzeug (das FlieWaTüüt) zusammen und machen sich damit auf Robbis Eltern, die irgendwo in der Arktis abgestürzt sind zu finden.

„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ basiert auf einem Ende der 60er Jahre erschienenen  Kinderbuch des Autoren Boy Lornsen, das bereits 1972 als vierteilige Marionettenserie in der ARD zu bewundern war, die vor allem älteren Lesern noch sehr gut im Gedächtnis sein sollte. Nicht nur, dass sich die Serie sehr genau an die Vorlage hielt, dazu später mehr, sie war auch von der Produktion her sehr außergewöhnlich. Schließlich wurden hier nicht, wie in der Augsburger Puppenkiste üblich, nur einfach Aufführungen eines Puppentheaters abgefilmt, sondern ein erheblich größerer Aufwand betrieben.

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Es wurden große Kulissen gebaut, in denen auch Kamerabewegungen möglich waren und das Ganze wurde unter der Regie von Armin Maiwald (der Armin aus der „Sendung mit der Maus“) eher „filmisch“ inszeniert. Zusätzlich gab es mit dem Soundtrack von Ingfried Hoffmann auch noch einen weiteren Punkt, warum die Serie im Kollektivgedächtnis der Ü50-Generation fest verwurzelt ist. Wer sich das nicht vorstellen kann, kann den gesamten Score hier bei AMAZON PRIME kostenfrei hören.

Aber genug in den alten Kisten gewühlt, kommen wir jetzt endlich zur aktuellen Neuverfilmung des Klassikers. Wie bereits erwähnt fällt hier zuerst einmal auf, dass die Grundzüge der Geschichte gewaltig verändert worden sind. Im Buch- und TV-Klassiker war der Grund für die Reise der beiden ungleichen Helden eine Roboterprüfung, die Robbi ablegen musste, um ein vollwertiger Roboter zu werden. Diese Reise führte die beiden dann unter anderem zu einer dreieckigen Burg, einem schwarz-gelben Leuchtturm und letztendlich in die Arktis. Mit der herrlichen Naivität eines Kinderbuches wurde das nicht hinterfragt, aber auch nicht mit klischeehaften Bösewichten aufgepeppt.

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Im Jahr 2016 nimmt sich der Film erst einmal etwas Zeit, um uns einige Charaktere vorzustellen. Da wären zuerst einmal Tobbis Eltern – sie ist Mechanikerin und muss Tobbi bei der Umsetzung seiner Erfindungen helfen, da dieser – hähh wo kommt das denn her? – „zwei linke Hände“ hat. Der Vater hingegen, gespielt vom „Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht AHHH!“ Moderator Ralph Caspers gehört eher in die Schiene „liebenswerter Trottel“.

Dann gibt es da noch die böse Mobbergang, die später dank Robbi überraschenderweise ihr Fett wegkriegt und natürlich den bösen Konzernchef, der Robbis Roboterherz nutzen will, um damit seine Handymarke zum Weltmarktführer und sich selbst zum ebensolchen ohne „markt“ zu machen.  Dazu bedient er sich der beiden Agenten Brad Blutbad und Sharon Schalldämpfer (gespielt vom englisch-deutschen Schauspielerehepaar Sam Riley und Alexandra Maria Lara), die sich als kindgerecht unfähig erweisen.

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So ist, bis unsere Helden sich dann letztlich endlich auf den Weg in ihr Abenteuer machen, bereits fast die Hälfte der Spieldauer rum, die eigentliche Handlung der Geschichte wird nun kurz abgehandelt und runtergekürzt.

Von den Roboterprüfungen bleibt nur noch ein Besuch beim Leuchtturmwärter im schwarz-gelben Leuchturm (eine weitere geniale Performance von Bjarne Mädel), die zumindest ein wenig vom Charme der Vorlage hat und das Treffen mit einem Es – aehmm – Inuit-Mädchen.

Ein wenig kindgerechte Action am Ende - puff, piff und rosa Wölkchen (wirklich!), Happy End – das wars.

Grundsätzlich bin ich Remakes gegenüber ja erst einmal offen (wie man unter anderem in unserem Podcast zum Thema hören kann) und speziell die Idee, einen neuen Ansatz für eine Geschichte zu finden, wenn man sie nochmal erzählen muss, finde ich eigentlich richtig.

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Aber die Zwangsmodernisierung, die hier vorgenommen wurde, macht aus einer humorvoll-spannenden Fantasy/Science Fiction Geschichte für Leseanfänger, eine der typischen deutschen Kinderkomödien voller Albernheiten und billigstem Slapstick. Sicher, alle Schauspieler geben ihr Bestes und die Entscheidung zumeist handgemachte Effekte einzusetzen und Kollegen Computer nur dann zur Hilfe zu rufen, wenn es gar nicht anders geht, ist positiv anzumerken, aber dieser Film hat keine Seele.

Richtig deutlich wird das in den Momenten in denen versucht wird Hommagen an „E.T.“ anzubringen, wozu die neue Geschichte ja durchaus genug Punkte bietet – beginnend mit dem Filmplakat.

All das wäre noch verzeihbar und ist ja auch grundsätzlich verständlich, ein Nischenprodukt muss man halt an die Bedürfnisse des potentiellen Käufers anpassen, aber dass der Film durchzogen ist von Furzwitzen ist unverzeihlich. Ich vermute mal Ralph Caspers hat AHH! gemacht, nachdem er im Drehbuch gelesen hat, dass das Anzünden von Flatulenzen sich zu einem wichtigen Plot-Point entwickelt. 

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Sicherlich, dem Zielpublikum wirds egal sein, das wird mit dieser Version an den Klassiker herangeführt. Allerdings zweifele ich stark, dass auch nur ein Kind nach Besuch dieses Filmes seine Nase in das zugrunde liegende Buch stecken wird.

Schade, da wäre mehr drin gewesen, als ein weiterer Kinderfilm nach Schema F. 

 

dia

 

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